Christine Weiner & Carola Kupfer: Das Pippilotta Projekt. Ariston Verlag, München 2016)
Mit Mut erreichst du deine Ziele.
Da ich momentan auf der Suche nach einer Arbeitsstelle bin, nachdem ich mein Studium abgeschlossen habe, habe ich mich ein wenig bei den Karriereratgebern umgesehen. Dabei bin ich auf Das Pippilotta Projekt aufmerksam geworden. Hier werden die Schritte auf dem Weg zum Ziel mit Pippi Langstrumpf verglichen. Pippi ist ein Kind mit viel Selbstbewusstsein und Entschlossenheit. Was sie haben möchte, das nimmt sie sich, egal was der Rest der Welt davon hält. Die Autoren des Buches machen besonders Frauen Mut, ein starkes Auftreten zu haben und sich etwas zu trauen, um ein Ziel zu erreichen.
„Nicht perfekte Menschen sind im Job besser, erfolgreicher, vergnügter, entspannter, begeisterter, motivierter und motivierender.“ (Seite 94)
Christine Weiner (geb. 1960) hat sowohl eine Ausbildung als auch ein Studium absolviert. Sie arbeitete selbstständig als Trainerin, Beraterin und Supervisorin. Inzwischen ist sie Dozentin und Coach an der Hochschule Mannheim. Sie hält Vorträge zum „Pippilotta Projekt“ und weiteren Themen und unterstützt Menschen, die sich verändern wollen.
Carola Kupfer (geb. 1964) hat auch ein Studium absolviert und arbeitete als Werbetexterin und Journalistin. Sie schreibt sowohl Ratgeber als auch Fachbücher zu Personal- und Wirtschaftsthemen. Außerdem ist sie Autorin historischer Romane und als Kommunikations-Couch tätig.
Die Hauptthese des Buches ist wohl: Mit Mut erreichst du deine Ziele. Angepasst zu sein bedeutet uninteressant und nicht durchsetzungsfähig zu sein. Christine Weiner und Carola Kupfer beschreiben in elf Kapiteln den Weg zur Karriereplanung. In erster Linie geht es darum, sich selbst zu gefallen, dann gefällt man auch dem Rest der Welt. Die Autoren ziehen immer wieder Beispiele aus den Pippi Langstrumpf Texten heran, um ihre Argumente zu untermauern. Das sorgt für einen leichten und verständlichen Informationsgehalt.
Mir persönlich hat das Buch nicht wirklich viele neue Erkenntnisse gebracht, aber es ist auch eher an die Frauen gerichtet, die bereits eine Arbeitsstelle haben, sich aber verändern wollen. Der Aufbau ist gut durchdacht und kann sicherlich helfen, zu erfahren wer man selbst ist und was man überhaupt in seinem Leben erreichen möchte. Die Methode der virtuellen Kommode war mir persönlich ehrlich gesagt aber viel zu abstrakt. Andere Frauen können das aber sicherlich anders auffassen, das ist wohl eine Typsache. Das Buch ist bestimmt hilfreich, wenn man etwas Mut gemacht bekommen muss, weil man vielleicht nicht so recht an sich glaubt oder einfach nicht weiß, wo man als erstes beginnen soll. Pippilotta bietet sich da als role model ideal an, denn sie eckt gerne mal an, ist ungewöhnlich, aber dennoch erfolgreich in dem, was sie tut. Die Zitate aus den Originaltexten lockern das Geschriebene auf und sorgen dafür, dass es sich nicht um einen trockenen, fachlichen Text handelt.
Optisch ist das Buch ansprechend gestaltet, einzelne Symbole (wie ein Zopf, eine Socke oder eine Goldtruhe) bieten dem Leser einen guten Überblick. Von Beginn an wird der Leser nämlich ermutigt nicht unbedingt gradlinig von der ersten bis zur letzten Seite zu lesen, sondern gerne auch die Kapitel zu lesen, die ihn ansprechen und die in der momentanen Situation am wichtigsten erscheinen. Die Symbole ermöglichen es einem dann zusätzlich, sich die gewünschten Inhalte schnell heraus zu ziehen. Diese Idee zieht sich im gesamten Buch durch, denn der Leser wird immer wieder aufgefordert ungewöhnlich zu sein, nicht mit dem Strom zu schwimmen und vor allem man selbst zu sein. Ob dies wirklich in jedem Fall empfehlenswert ist bezweifle ich aber doch. Denn es ist nicht selbstverständlich, dass man mit einem einnehmenden Auftreten bekommt, was man will. Ich denke das kann in einigen Situationen angebracht und erfolgreich sein, in anderen aber eckt man vielleicht auch zu sehr an und fällt durch das gewollte Raster hindurch. Hat man noch keine Stelle und ist auf der Suche, sollte man sicherlich mutig in Gespräche gehen, aber man sollte sich nicht zu sicher fühlen, denn es gibt noch viele andere tolle Menschen, die auf der Suche nach dem perfekten Job sind. Außerdem hinkt der Vergleich zu Pippilotta leider auch insofern, dass sie keine reale Person ist, sondern einfach nur eine fiktive Protagonistin eines Kinderbuchs. Sicher, viele Menschen lieben sie, aber einige können sie zum Beispiel auch gar nicht leiden. Und ist sie nicht eigentlich auch deswegen beliebt, weil sie so ungewöhnlich ist und weil sie eben nicht in die reale Welt zu passen scheint? Weil sie macht, was sie möchte, was im realen Leben eben nicht einfach so möglich ist?
Das Buch macht Mut für ein starkes Auftreten, die empfohlenen Übungen wie die virtuelle Kommode oder die Aufzuggespräche finde ich persönlich nicht sonderlich geeignet, zumindest nicht für Jedermann. Es sind aber gute Tipps enthalten, wie man es schaffen kann, im Gedächtnis des Gegenübers zu bleiben. Die Kapitel sind gut aufeinander aufgebaut und die Schwerpunkte machen Sinn. Der Selbsttest am Schluss war für mich überflüssig, da sehr vorhersehbar und nicht gerade universell anwendbar. Eine wichtige These bringt das Buch aber auf den Punkt. Frauen sind oft sehr zurückhaltend, wenn es um die eigenen Fähigkeiten und die eigene Karriere geht, während Männer eher zielstrebig ihren Weg gehen und nicht alles im kleinsten Detail vorher überdenken. Die Autoren fordern auf, mit Mut an die Dinge des Lebens heran zu gehen, von sich überzeugt zu sein und sich zu nehmen, was man möchte. Fehler passieren immer und sind nicht immer nur negativ zu sehen. Aus ihnen ergeben sich vielleicht ungeahnte Möglichkeiten. Nur wenn man an sich selbst glaubt, kann man ein selbst gestecktes Ziel erreichen.
„Aus Fehlern ergeben sich sehr viele Möglichkeiten – vorausgesetzt wir betrachten den Fehler als Tor zu neuen Optionen und als kreativen Input.“ (Seite 175)