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Gyles Brandreth: Oscar Wilde and the Candlelight Murders (Book 1). John Murray (Publishers), London, 2008

Ein Buch für Liebhaber historischer Kriminalromane

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Gyles Brandreth wurde 1948 in einem britischen Krankenhaus in Deutschland als Sohn eines britischen Offiziers geboren. Mit drei Jahren zog er mit seinen Eltern nach England. Er ist Theaterproduzent, Journalist, Autor, Verleger und Moderator im Fernsehen. Sein erstes veröffentlichtes Buch war Created in Captivity (1972), eine Studie über eine Gefängnisreform. Des weiteren schrieb er Biographien und war ein Mitglied des Parlaments, sowie Minister in der Regierung . Brandreth ist mit der Autorin und Verlegerin Michèle Brown verheiratet. Sie haben drei Kinder: eines ist Rechtsanwalt, eines Autor und eines Umweltökonom.

Oscar Fingal O’Flahertie Wills Wilde (1854-1900) war ein irischer Schriftsteller in der Zeit des prüden viktorianischen Englands. Er war als Skandalautor und Dandy verschrien. Oscar Wilde wurde schon zeitlebens durch Werke wie die Märchensammlung The Happy Prince and Other Stories (1888) und The Picture of Dorian Gray (1891) berühmt. Außerdem lebte er offen seine homosexuelle Neigung aus, was für die damalige Zeit skandalös war. Aufgrund dessen wurde er auch wegen Unzucht zu zwei Jahren Haft mit schwerer körperlicher Zwangsarbeit verurteilt.

Der Kriminalroman Oscar Wilde and the Candlelight Murders ist das erste Buch der Oscar Wilde Mysteries Reihe. Brandreth führt den Erzähler der Geschichte durch einen Ausschnitt der (vermutlich fiktiven) Memoiren von Robert Sherard – ein bekannter Oscar Wilde Biograph und Zeitgenosse – ein. Danach setzt die Geschichte am 31. August 1889 ein und endet am 30. Januar 1890. Oscar Wilde findet den 16-jährigen Jungen Billy Wood tot auf. Er liegt mit durchschnittener Kehle inmitten von unzähligen brennenden Kerzen. Deshalb handelt es sich vermutlich und einen Ritualmord. Billy Wood war Oscars bester Freund und fast wie ein Bruder. Zunächst flieht Oscar aus dem Raum, trifft sich daraufhin mit Robert und Arthur Conan Doyle. Er erzählt ihnen von seiner Entdeckung, doch als die drei den Tatort aufsuchen ist die Leiche verschwunden und der Tatort säuberlich gereinigt. Lediglich ein paar Blutspritzer findet Arthur Conan Doyle an der Wand neben dem Fenster. Er rät den beiden, Inspektor Fraser bei Scotland Yard aufzusuchen, da es sich um einen guten Freund von ihm handelt. Doch dieser kann ohne eine Leiche keine Ermittlungen einleiten. So macht sich Oscar Wilde selbst an die Untersuchung des Falls. Es wird immer wieder deutlich, dass Oscar Wilde seine Umgebung aufmerksam betrachtet und detailliert wahrnimmt. Seine Eindrücke kombiniert er so geschickt, dass es scheint als könne er hellsehen.

Dann gibt es eine 6-wöchige Pause in der Erzählung, da Richards Sherard Oscar Wilde für diese Zeit nicht trifft und somit nichts weiter bezüglich der Untersuchungen zu berichten hat. Während dieser Zeit beginnt Oscar Wilde mit seinem Werk The Picture of Dorian Gray, inspiriert von der Schönheit des getöteten Billy Wood und einem Jüngling namens John Gray. Nachdem Oscar wieder zurück in London ist, wird er von Inspektor Fraser zu ihm nach Hause eingeladen. Es handelt sich um ein geheimes Treffen, bei welchem Robert und Oscar die Verlobte Frasers, Veronika Sutherland, kennenlernen. Robert geht in der folgenden Zeit ein Verhältnis mit ihr ein. Dann steht Weihnachten vor der Tür und Oscar Wilde lädt alle zu sich ein. Auch zum einige Tage später folgenden Geburtstag seiner Frau Constance lädt Oscar die bekannte Runde um Arthur Conan Doyle, seiner Frau Toui, Robert, Fraser und seine Verlobte Veronica, sowie den Jüngling John Gray ein. Während der Feierlichkeiten wird ein Paket für Constance durch einen Boten gebracht. In diesem Paket befindet sich der abgetrennte Kopf Billy Woods, welcher fachmännisch einbalsamiert wurde. Schon einige Tage später wird in einem Gespräch zwischen Robert und Oscar deutlich, dass Oscar bereits einen Verdacht hat, wer der Mörder sein könnte. Er behält diesen Verdacht allerdings für sich, da es noch keine eindeutigen Beweise hierfür gibt. Er sagt lediglich, dass er schneller als Inspektor Fraser sein will, der nun nicht umhin kam offizielle Ermittlungen einzuleiten.

Das vorliegende Buch ist in englischer Sprache verfasst (Originalversion). Die Sprache ist relativ einfach und gut verständlich gehalten. Der Text enthält lediglich ein paar französische sowie lateinische Passagen, welche für sich stehen. Da der Roman aus der Sicht des Robert Sherard geschrieben wurde, konnte Brandreth einige Gedanken des Erzählers über Oscar Wilde – seine Familie, sein Standpunkt bezüglich der Liebe, sowie noch folgenden Ereignissen aus seinem Leben wie dem Gefängnisaufenthalt – einschieben.

Oscar Wilde selbst wird als sehr theatralische, etwas exzentrische und dominante Persönlichkeit dargestellt, was der Autor vermutlich aus den Biographien von Sherard entnommen haben wird. Auch auftretende Figuren wie die Zeitgenossen Thomas Huxley, Arthur Conan Doyle, Jack the Ripper, Charles Dickens, Sir Walter Scott und Henry Irving lassen darauf schließen, dass der Roman, soweit er Oscars Leben und diese Zeit betrifft, gut recherchiert ist. Über Oscar Wildes Biographie erfährt man allerdings relativ wenig. Es steht eben die Kriminalgeschichte im Mittelpunkt und nicht die Figur Oscar Wilde. Sie wurde hier vielleicht nur gewählt, um für den Leser eine möglichst einfache Verbindung zu dieser Zeit zu ermöglichen. Die auftretenden Personen im Roman werden ausführlich und anschaulich eingeführt und runden das Gesamtbild ab. Der Kriminalroman eignet sich somit für Liebhaber historischer Krimis, aber sicherlich auch Oscar Wilde Interessierte, oder allgemein Interessierte am viktorianischen Zeitalter, wobei hier allerdings festzustellen ist, dass diese Punkte eher angerissen werden, da die Aufklärung des Mordes im Zentrum der Geschichte steht.

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