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J.M.M. Nuanez: Birdie und ich. dtv, München 2022

Welch traurige Geschichte!

Leider konnte mich das Buch Birdie und ich von J.M.M. Nuanez nicht so recht überzeugen. Die Idee dahinter ist eigentlich ganz spannend. Die beiden Kinder Birdie und Jack haben keine Eltern mehr und müssen fortan bei ihren Verwandten leben. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: Onkel Carl, der einfühlsam ist aber sein Leben selbst nicht in den Griff bekommt oder Onkel Patrick, der gefühlskalt erscheint aber einem geregelten Leben nachgeht. Da Birdie nicht in das Raster der neuen Schule passt, versucht Jack ihn zu beschützen und gleichzeitig seine Individualität zu bewahren. Sie stößt an ihre Grenzen. Und genau da liegt meiner Meinung nach das Problem bei der Umsetzung im vorliegenden Buch. Die Protagonisten erfahren lange Zeit keine Wandlung, die Story tritt auf der Stelle und zog mich emotional runter. Da ist kaum Licht, und wenn welches erscheint, wird es sofort überschattet.

Die Autorin

J. M. M. Nuanez wurde in Kalifornien geboren. Sie lebte unter anderem in Texas und Korea. Sie ist sehr naturverbunden und oft mit ihrem Mann und ihrem Sohn im Freien zu finden. Bei dem Buch Birdie und ich handelt es sich um ihr Debüt.

© dtv Verlagsgesellschaft 

Inhalt

„Jack und ihr kleiner Bruder Birdie haben es nicht leicht bei ihrem Onkel Patrick. Er redet nur das Nötigste, weiß mit Kindern nichts anzufangen und versteht nicht, warum Birdie sich gern ausgefallen kleidet.
Als ein Mitschüler Birdie zu schikanieren beginnt, entscheidet Patrick, dass Birdie sich einfach nur besser anpassen muss. Das ist zu viel für Jack. Sie schmiedet einen Plan, wie sie ein wenig von der Alltagsmagie, an die ihre verstorbene Mutter geglaubt hat, in ihr neues Leben bei Patrick retten kann. Aber während sie versucht, auf Birdie aufzupassen, wer passt eigentlich auf Jack auf?“ (Klappentext)

Kritik und Fazit

Das Cover hat mich gleich angesprochen. Die Regenbogentropfen verweisen auf die queere Thematik. Dass der Titel zu einem schützenden Regenschirm wird, den Jack über sich und ihren Bruder Birdie hält, ist ein ganz zauberhaftes Bild der Beziehung zwischen den Geschwistern. Der fast schon versteckte Heißluftballon zwischen den Tropfen und der Haarreif auf Birdies Kopf werden noch eine wichtige Rolle in der Geschichte spielen.

Die Autorin hat einen leicht zugänglichen Sprachstil, sodass man als Leser keine Probleme hat, der Geschichte zu folgen. Leider waren mir die Charaktere zu extrem stereotyp und zu einseitig. Onkel Carl ist absolut unselbstständig, während Onkel Patrick nicht mal ansatzweise zugänglich ist. Jack, die nicht mal versucht offen mit den Erwachsenen zu reden, ist für mich unglaubwürdig. Es dauert viel zu lange, bis sie deutlich wird und sagt, was sie stört. Sie hat all die Dinge im Kopf, bekommt sie aber nicht über die Lippen. Wieso dem so ist, wurde für mich nicht ersichtlich, da sie ansonsten ein recht selbstständiges Mädchen ist und auch in der Vergangenheit bereits die Aufgaben einer Erwachsenen übernommen hatte.

Ein wichtiges Handlungselement einer guten Geschichte ist die Wandlung der Protagonisten. Ohne Wandlung kein Voranschreiten der Story. Was gegen Ende der Handlung nun zum Wandel von Patrick führt, erschloss sich mir nicht. Er tritt ewig auf der Stelle, ist einsilbig und abweisend, und auf einmal bricht das alles auf und er ändert sich, geht sogar auf seinen Bruder einen Schritt zu, reicht ihm die Hand. Wieso er in der Vergangenheit so ablehnend war, verstehe ich zwar einerseits, andererseits ist er ein recht gebildeter Mann, der die Hintergründe für das Verhalten seiner Schwester eigentlich hätte nachvollziehen können. 

Wo genau der Vater der Kinder abgeblieben ist, erfährt man außerdem auch nicht, oder ich habe es irgendwo überlesen. Da sind leider zu viele Dinge unklar oder bleiben offen. Ich denke, dass die Zielgruppe, nämlich Kinder ab 11 Jahren, die Tragweite der Geschichte gar nicht fassen können und ihnen noch mehr unerklärlich bleibt, als einem erwachsenen Leser.

Birdie und ich könnte eigentlich spannend und emotional sein, aber leider wurde die Geschichte einfach nicht mitreißend geschildert. Ich wurde mit den Protagonisten nicht warm, fieberte nicht mit. Es blieb die ganze Zeit bei einer enorm großen Distanz durch die recht nüchterne Art der Schilderung. Selbst die Beobachtungen von Jack, die einem Tagebuch gleichen, machen für Aufbau und Handlung nicht viel Sinn, da der Schreibstil der gleiche ist und sich somit nicht vom Rest des Buches abhebt. Alles in allem zog mich das Buch leider ziemlich runter. Wo ist das Licht am Horizont? Darauf musste man leider mehr als 200 Seite lang warten.

J.M.M. Nuanez
Birdie und ich
288 Seiten
ab 11 Jahren
ISBN 978-3-423-64095-4

*Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.*

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