Jessica von Bredow-Werndl & Antje Szillat: Gut Aubenhausen – Emilia und das Glück der Pferde. dtv, München 2022
Durchwachsen…
Das ist das Wort, welches mir durch den Kopf geisterte, nachdem ich das Buch Gut Aubenhausen – Emilia und das Glück der Pferde zu Ende gelesen hatte. Die Geschichte an sich und vor allem die Thematik des behutsamen und empathischen Umgangs mit Pferden haben mir gut gefallen. Der Sprachstil konnte mich leider nicht wirklich überzeugen und einige der Fotografien im Anhang haben mich regelrecht entsetzt, da hier der achtsame Umgang mit dem Pferd einfach nicht mit dem Turniersport und was dort den Tieren abverlangt wird, in Einklang gebracht werden kann. Deshalb fällt mir eine Empfehlung für das Buch auch etwas schwer.
Die Autorinnen
Jessica von Bredow-Werndl ist eine erfolgreiche Dressurreiterin und lehrt auf dem eigenen Hof den achtsamen Umgang mit Pferden. Hier bildet sie außerdem gemeinsam mit ihrem Bruder talentierte Pferde aus.
Antje Szillat schreibt Kinder- und Jugendbücher sowie Erwachsenenliteratur. Die Spiegel-Bestseller-Serie Flätscher ist beispielsweise ihrer Feder entsprungen. Mit ihrer Familie lebt sie in Hannover.
Inhalt
„Spannende Pferdegeschichte mit Profi-Tipps der Doppel-Olympiasiegerin
Die dreizehnjährige Emilia reitet bereits seit einigen Jahren und ist überglücklich, als ihre Eltern den Ponywallach Valentin kaufen. Doch ihre Begeisterung erhält bald einen Dämpfer, denn ihr Trainer geht alles andere als sanft mit ihr und Valentin um. Als es deshalb zu einem dramatischen Reitunfall kommt, steht für Emilia fest: So kann und will sie nicht länger mit ihrem Pony umgehen! Bei einem Besuch auf Gut Aubenhausen trifft Emilia auf die weltbekannte Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl, die ihr anbietet, sie und Valentin zu trainieren. Schafft sie es, mithilfe der erfolgreichen Reiterin das Vertrauen in sich und ihr Pony wiederzuerlangen?“
(Klappentext)
Kritik und Fazit
Das Cover hat mir sehr gut gefallen, da es mit leuchtenden Farben und einer einrahmenden Schnörkelei versehen ist. Im Zentrum steht ein ruhig grasendes Pferd (Valentin) auf dessen Rücken ganz entspannt ein junges Mädchen (Emilia) liegt und das einfache Zusammensein mit ihrem Pferd in freier Natur genießt. Auch sie ist völlig entspannt.
Auch das Innere ist schön gestaltet. Die Kapitelangaben sind mit einem floralen Muster unterstrichen und bei den Seitenzahlen ist ein kleines Pferd abgedruckt. Außerdem befinden sich kleine Hufeisen im Text, die meist auf einen Wechsel des Handlungsortes oder einen Zeitsprung hinweisen.
Die Geschichte ist auf ihren gut 200 Seiten in 18 Kapitel unterteilt und die Schrift ein wenig größer, sodass man sich recht schnell durch die Seiten liest, aber gleichfalls durch die nicht zu langen Kapiteln auch gut Pausen einlegen kann. Was den Stil der Autoren anbelangt, so empfand ich ihn als eher ungeschliffen. Da gibt es immer wieder einige Wortwiederholungen, bei denen sich definitiv auch Synonyme angeboten hätten. Die Geschichte ist in der dritten Person Singular verfasst und die Sprache eher kindlich gehalten, manchmal wirkte das schon fast etwas gestellt und nicht ganz authentisch. Beispielsweise rollen hier „Tränen aus blauen Augen“, in der beschriebenen Situation ist die Augenfarbe aber nun wirklich nicht wichtig. Das machte in einer späteren Szene schon mehr Sinn, sorgte dann aber im Grund für eine unnötige Wiederholung des Details. Auch ist der Text hin und wieder etwas holprig formuliert und es werden zu viele Füllwörter genannt. Emilia wird beispielsweise von ihrer Mutter in einer schweren Situation „liebevoll in den Arm genommen“. Dass die Mutter dies liebevoll und nicht grob macht, ist selbstverständlich.
Auch in der Handlung gibt es ein paar stilistische Schnitzer und erzählerische Ungenauigkeiten, die mich hin und wieder haben zurückblättern lassen, um der Sache nachzugehen. Außerdem kommt es zu Verschiebungen der Perspektive. Zum Großteil nimmt der Erzähler die Perspektive von Emilia ein. Hin und wieder rutscht diese aber (mitten im Textfluss) hinüber zu Jessica, was für leichte Irritationen sorgt. Diese Wechsel in der Perspektive hätten eher vermieden werden sollen oder durch eigene Kapitel gekennzeichnet, um einen besseren Lesefluss zu ermöglichen.
Was mir gut gefallen hat, ist die jedem Kapitel vorangestellte These oder Aussage der Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl. Sie spricht hier über das Leben und den richtigen Umgang mit Tieren, und lässt dabei immer wieder ihre Sicht als Trainerin durchblicken. Außerdem bekommt Emilia in der Geschichte eine sympathische Rolle, da ihr Instinkt ihr ganz genau verrät, was richtig und was falsch ist und so fand ich es auch toll, dass sie für ihre Meinung und Ansicht einsteht und ihren Eltern die Stirn bietet
So wird die Hauptthese des Buches durch Emilia ganz natürlich in den Mittelpunkt gesetzt. Der behutsamer Umgang mit Pferden wird gelehrt und wie wichtig es ist, sich auf seine Intuition zu verlassen, wenn einem etwas als falsch, zu hart oder gar brutal vorkommt . Emilia trifft außerdem eine sehr reife und gleichzeitig schwere Entscheidung. Lieber reitet sie nicht mehr, als ihr Pony weiter quälen zu lassen und selbst unsanft mit ihm umzugehen. Ganz nebenbei werden so in der Geschichte einige Tipps für den behutsamen Umgang mit Pferden vermittelt. Hin und wieder finden sich dabei zwar Fachbegriffe, die man wohl nur als Reiter versteht, aber das war gar nicht störend, da sie für das allgemeine Verständnis nicht so wichtig waren.
Im Anhang des Buches befindet sich ein Glossar, ein theoretischer Teil mit Schwerpunkt auf Dressur. Dem Text sind einigen Fotos zur Seite gestellt. Wie bereits oben erwähnt, erschreckte mich das ein oder andere Bild aber sehr. Jessica von Bredow-Werndl ist auf zwei der Bilder mit jeweils unterschiedlichen Pferden beim Dressurreiten zu sehen. Die Fesseln der Pferde sehen stark beansprucht und nicht gesund aus: „durchtrittig“ nennt man das wohl. Wenn ich als Laie so etwas sehe, möchte ich ehrlich gesagt gar nicht wissen, was ein Profi noch alles an ungesunden Merkmalen finden wird. Ich bin hin- und hergerissen, ob solch ein Foto in ein Kinderbuch bzw. Jugendbuch gehört, da es mich als Erwachsenen bereits verstörte. Gleichzeitig kann es aber, bei kritischem Umgang damit, auch eine aufklärende Wirkung haben. Allerdings wird das im gesamten Buch überhaupt nicht thematisiert. Hier hätte ich mir einen differenzierteren Umgang mit dem Thema Leistungssport und Turnierreiten gewünscht. Die Protagonistin Jessica erwähnt zwar immer mal wieder, dass sie in ihrer Karriere den ein oder anderen Fehler begangen hat, ins Detail geht sie hier aber nicht.
Es fällt mir daher unheimlich schwer das Buch Gut Aubenhausen – Emilia und das Glück der Pferde zu bewerten. Einerseits ist die eigentliche Grundthematik – nämlich der achtsame und empathische Umgang mit Tieren – durchaus positiv zu bewerten, gleichzeitig Bedarf es beim Schreibstil einiger Verbesserungen und das Loben des Turniersports sehe ich eher kritisch, vor allem wenn man bei den Bildern in Anhang mal genauer hinschaut. Im Sommer 2023 erscheint Band 2 der Reihe und ich bin noch nicht ganz sicher, ob ich sie weiter verfolgen werde.
Jessica von Bredow-Werndl & Antje Szillat
Gut Aubenhausen – Emilia und das Glück der Pferde
248 Seiten
ab 10 Jahren
ISBN 978-3-423-76395-0
*Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.*