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Lisa Damour: Wenn Töchter erwachsen werden – Was Mädchen in der Pubertät brauchen. Kösel Verlag, München 2020

Ein Ratgeber für die manchmal anstrengende Zeit der Pubertät

Nachdem ich vor kurzem den Ratgeber Jungen! – Wie sie glücklich heranwachsen gelesen habe und daraus einige hilfreiche Tipps entnehmen konnte, dachte ich mir, ich widme mich auch einmal den Mädchen. Hier bekam ich eine Buchempfehlung ausgesprochen, nämlich Lisa Damours Ratgeber Wenn Töchter erwachsen werden – Was Mädchen in der Pubertät brauchen. Im Grunde gibt das Buch einen ganz guten Einblick in die Gefühlswelt der pubertierenden Mädchen, allerdings war die dargebrachte Art etwas trocken und wenig mitreißend und auch die Beispiele, die herangeführt werden, waren mir etwas zu extrem. Ich konnte hier nicht wirklich die Mädchen und jungen Frauen sehen, die ich bei meiner Tochter und im gesamten Bekanntenkreis so antreffe. Auf den vielen Seiten gibt es sicherlich einige gute Ratschläge, doch leider musste ich hier schon sehr viel filtern um meine eigene Quintessenz zu finden.

Mädchen im Teenageralter vergessen manchmal, dass es ein Teil der Lösung sein kann, wenn sie sich mal eine Pause vom Problem nehmen. (Lisa Damour: Wenn Töchter erwachsen werden – Was Mädchen in der Pubertät brauchen. Seite 125)

Die Autorin

Lisa Damour machte ihren Doktor in der klinischen Psychologie, arbeitet in ihrer eigenen Praxis und ist Direktorin des Laurel School’s Center for Research on Girls. Außerdem lehrt sie an der Case Western Reserve University. Durch ihre Arbeit wurde sie zur Expertin für Erziehung und kindliche Entwicklung. Hierzu hält sie Vorträge und veröffentlichte bereits einige wissenschaftliche Publikationen. In den USA wurde sie vor allem durch ihren New-York-Times-Blog bekannt. Sie lebt mit ihrer Familie in Shaker Heights, Ohio.

© Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH

Inhalt

„Mädchen im Teenageralter benehmen sich unvorhersehbar launisch und lassen ihre Eltern oft ratlos zurück. Die Entwicklungspsychologin Lisa Damour gewährt einen Blick hinter die Kulissen weiblicher Pubertät. Sie erklärt, warum dieses Verhalten nicht nur natürlich , sondern auch notwendig ist. Sie beschreibt die sieben speziellen Herausforderungen, die Mädchen in dieser fragilen Phase meistern müssen, und gibt Anregung, wie man sie dabei begleiten kann. Die Autorin bereitet Eltern darauf vor, worauf sie achten können, wie sie im Gespräch bleiben und wann sie tatsächlich eingreifen müssen. Sie hilft, Mädchen in der Pubertät zu verstehen und zu stärken – und das, ohne dabei die Nerven zu verlieren.“ (Produktbeschreibung)

Gedanken zum Ratgeber

Das Cover zeigt ein junges Mädchen, welches ihre Hand ins Bild streckt und ihre orange lackierten Fingernägel präsentiert. Vielleicht wollte hiermit dargestellt werden, wie sich Mädchen ab einem gewissen Alter abnabeln, distanzieren und ihre eigenen Entscheidungen treffen wollen. In jedem Fall kann man aufgrund des Bildes recht schnell erahnen, worum es sich bei diesem Ratgeber handelt. Auch der Titel ist gut sichtbar positioniert.

Die Autorin schöpft aus ihren vielen Erfahrungen als Therapeutin und unterfüttert ihre Thesen mit zahlreichen Beispielen aus ihrer therapeutischen Arbeit. So manches war für mich dabei jedoch zu abstrakt und nicht so recht greifbar. Außerdem musste ich mir einen Leseplan erstellen, um dran zu bleiben, ansonsten hätte ich wohl noch einige Zeit mehr an diesem doch recht dicken Ratgeber gelesen. Die Sprache der Autorin ist zwar gut verständlich, allerdings doch recht trocken und mit wenig Humor gespickt, sodass ich nur schwer bei der Sache blieb. Ich hätte mir eine lebhaftere Abhandlung der Thematik gewünscht.

Sie müssen von der Annahme ausgehen, dass sich jedes Mädchen im Jugendalter insgeheim Sorgen macht, dass es verrückt sein könnte. (Lisa Damour: Wenn Töchter erwachsen werden – Was Mädchen in der Pubertät brauchen. Seite 107)

Was mir gut gefallen hat, war der Anfang, bei welchem die Autorin dem Leser genau erklärt, wieso die Töchter eben so ticken, wie sie ticken. Dazu liefert sie außerdem hin und wieder Vorschläge, was man zu seinen Kind in gewissen Situationen sagen kann oder auch was man dringend vermeiden sollte. Auch gibt sie Mut, während schwererer Phasen durchzuhalten und die Gegebenheiten zu akzeptieren, auch wenn es manchmal schwer fällt, sich als Eltern zurückzunehmen und das Kind seine eigenen Erfahrungen machen zu lassen.

Wie bereits oben erwähnt, konnte ich nicht allzu viele Hilfsmittel für mich finden. Der Text ist recht umfangreich, und es fiel mir doch schwer, die einzelnen Kernpunkte für mich herauszupicken, um sie für den Fall der Fälle in meinem Gedächtnis abzulegen, bei Bedarf hervorzuholen und anzuwenden. Obwohl jedes große Kapitel mit dem Abschnitt „Wann sie sich Sorgen machen müssen“ abschließt, was eine zusammenfassende Wirkung hätte bereiten können, müsste ich wohl einige Kapitel bei Bedarf nochmals lesen, um sie in Gänze zu erfassen.

Manchmal verlieren Mädchen ihre eigenen Wünsche aus den Augen, weil sie so gut darin sind, darauf zu achten, was alle anderen wollen. Es ist okay, in Beziehungen Opfer zu bringen, solange du das Gefühl hast, dass das, wofür du es aufgibst, sich lohnt. (Lisa Damour: Wenn Töchter erwachsen werden – Was Mädchen in der Pubertät brauchen. Seite 255)

Außerdem hatte ich das Gefühl, dass zu viele Extremfälle aus dem Erfahrungsschatz der Therapeutin herangezogen wurden. Das alles trifft auf uns aber nun wirklich nicht mal ansatzweise zu. Und ich bezweifle, dass wir da solch eine Ausnahme sind. Ganz am Ende macht die Autorin dann eine unfassbar unzeitgemäße Aussage, die mich wirklich verärgert hat und mich dann kurzzeitig am Rest ihrer Tipps und Ratschläge zweifeln ließ. Es ging dabei um Essstörungen (dieses Thema wurde bereits zuvor ausführlicher behandelt) und in ihrer Zusammenfassung am Ende des letzten großen Kapitels warnt die Autorin davor, dass Kinder, die „die Auswahl an Lebensmitteln ein[…]schränken (zum Beispiel Vegetarierin oder Veganerin“ (Seite 310) werden, meist eine Essstörung entwickeln würden. Das ist doch nun wirklich an der Realität vorbei und nicht mehr gegenwartsnah. Ich kann mir vorstellen, was die Autorin damit aussagen wollte, aber solch eine wenig differenzierte Behauptung in einem Nebensatz zu präsentieren, erachte ich als unhaltbar.

Fazit

Wenn Töchter erwachsen werden ist ein Ratgeber, der recht trocken und wenig lebendig daher kommt, einige sehr extreme Beispiele aufführt und sich für mich am Ende doch leider etwas ins Aus schießt. Vielleicht lässt sich auch einfach nicht ganz so gut von amerikanischen Jugendlichen auf deutsche Jugendliche projizieren? Sicherlich kann man hier ein paar gute Ratschläge herausfiltern und versteht die Gefühlswelt der Töchter nach der Lektüre ein wenig besser, kann entspannter damit umgehen. Aber bei der Masse an Seiten hätte ich mir doch ein wenig mehr hilfreiche Tipps erhofft, anstatt immer wieder über Extrembeispiele zu lesen. Vielleicht habe ich aber auch einfach die wundervollste und unkomplizierteste Tochter der Welt. Wer weiß.

Lisa Damour
Wenn Töchter erwachsen werden – Was Mädchen in der Pubertät brauchen
336 Seiten
ISBN 978-3-466-31063-0

*Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.*

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