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Kinderbücher zum Thema Tod

„Der Tod ist eine reizende kleine Person. Doch das weiß niemand.“

Wenn Kinder mit dem Thema Tod in Berührung kommen, können kindgerechte Bücher eine große Hilfe sein. Oft denkt man, dass Kinder mit dem Verlust eines geliebten Menschen besser zurecht kommen, als es bei uns Erwachsenen der Fall ist. Dem ist aber nicht so. Oftmals brauchen Kinder etwas länger, um die Tragweite zu begreifen oder ihre für sie verwirrenden Gefühle für uns in Worte zu fassen. Auch wir mussten ganz plötzlich von einem geliebten Menschen Abschied nehmen und unsere Tochter hatte Schwierigkeiten das zu verarbeiten. Neben der Verlustangst gab es eine weitere Angst, nämlich die vor dem eigenen Tod. Wie soll man einem Kind erklären, dass der Tod irgendwie zum Leben dazu gehört, das es keinen Sinn macht, sich vor ihm zu fürchten? Man kann einem Kind nicht sagen, dass es nicht sterben wird, dass man als Eltern nicht sterben wird. Wir nahmen uns Bücher zu Hilfe, um die Trauer über den Verlust des Menschen, aber auch um die Angst vor dem eigenen Tod zu verarbeiten. Ich habe bereits zwei Bücher besprochen, die in eine ähnliche Richtung gehen: Feli und Matze im Land der Kinderseelen und Es wird gut kleine Maus. Vier weitere Bücher möchte ich euch heute vorstellen. Sie alle behandeln das Thema Tod auf ganz unterschiedliche Weise.


Kathrin Schärer: Der Tod auf dem Apfelbaum. Atlantis, Zürich 2015

Der Hauptprotagonist in diesem Buch ist ein listiger Fuchs. Er und die Füchsin besitzen einen wunderschönen Apfelbaum, dessen Früchte sie ihr Leben lang vor den hungrigen Waldbewohnern verteidigten. Im Laufe der Zeit sind die beiden alt geworden und die Vögel knabbern an den noch unreifen Äpfeln und auch die anderen Tiere des Waldes haben keine Angst mehr vor ihnen. Doch eines Tages geht dem Fuchs ein Zauberwiesel in die Falle. Um frei zu kommen erfüllt es dem Fuchs einen Wunsch. Von nun an, soll jeder, der den Apfelbaum berührt, festkleben. Nur der Fuchs kann den Zauber lösen. So kommt es, dass Vögel, Käfer, Katzen, Eichhörnchen und all die anderen Waldtiere von nun an einen großen Bogen um den verzauberten Baum machen. Eines Tages kommt der Tod zum Fuchs und möchte ihn mit sich nehmen. Mit einer List sorgt der Fuchs dafür, dass der Tod im Baum festklebt. Der Fuchs freut sich über seine List und wird älter und älter. Die Füchsin stirbt bald darauf und der Fuchs wird immer trauriger und gebrechlicher, während der Tod geduldig im Baum sitzt und wartet. Eines Tages entlässt der Fuchs seinen Tod vom Apfelbaum, die beiden fallen sich in die Arme und der alte Fuchs zieht mit dem Tod davon.

„Dann umarmen sie sich, und dem alten Fuchs wird ganz leicht dabei.“

Diese Geschichte hat mich sehr berührt. Die Bilder sind in hellen und freundlichen Farben gehalten und die List des Fuchses sorgt für ein Schmunzeln beim Leser. So ist dieses Buch nicht bedrückend, sondern aufbauend. Der Leser sieht anhand dieser Geschichte, dass es manchmal (sicherlich nicht immer) gut ist, irgendwann vom Tod abgeholt zu werden und dass man keine Angst vor ihm haben muss. Der Tod wird personifiziert, aber er ist keine Schreckensgestalt.

Kathrin Schärer
Der Tod auf dem Apfelbaum
4-6 Jahre
36 Seiten
ISBN 978-3-7152-0701-8


Britta Teckentrup: Der Baum der Erinnerung. arsEdition, München 2013

Wieder steht ein Fuchs im Mittelpunkt der Geschichte. „Er legte sich in den Schnee, schloss seine Augen und schlief ein … für immer.“ Die Waldbewohner kommen einer nach dem anderen zu der Lichtung, auf welcher der Fuchs gestorben ist und setzen sich in aller Stille zu ihm. Eine leichte Schneedecke bedeckt langsam den Körper des Fuchses. Die Tiere des Waldes geben ihm das letzte Geleit und beginnen ihre Erinnerungen, die sie mit dem Fuchs verbanden, auszutauschen. Denn der Fuchs war ein geliebtes Mitglied der Familie. Er war hilfsbereit, freundlich und für jeden da, der ihn brauchte. An der Stelle, an der der Fuchs gelegen hat, beginnt ein kleiner Baum zu wachsen. Mit jeder Erinnerung wird er ein Stück großer, bekommt trotz der Winterkälte ein Blatt nach dem anderen. Bald ist er der größte Baum im ganzen Wald und wird Wohnort und Anlaufstelle für alle Waldbewohner.

„Und so lebte der Fuchs in ihren Herzen weiter, für immer.“

Auch dieses Buch ist sehr gelungen. Die Illustrationen sind reduziert und collagenhaft. Die Bilder sind auch hier hell und farbenfroh gestaltet. Der Tod wird nicht personifiziert, in diesem Buch geht es darum, wie die Hinterbliebenen mit dem Tod eines geliebten Lebewesens zurecht kommen. Wie sie verarbeiten und wie ihr Leben trotz des Verlustes weiter geht. Es zeigt außerdem, dass es wichtig ist, über den Verlust zu sprechen, dass es etwas Positives hervorbringt, wenn man sich damit auseinander setzt.

Britta Teckentrup
Der Baum der Erinnerung
ab 4 Jahren
32 Seiten
ISBN 978-3-8458-0184-1


Jean-Marie Robillard & Xu Hualing: Großvaters Stern. TintenTrinker Verlag, Köln 2015

Kleiner Bär ist ganz aufgeregt, denn er wird sich mit seinem Vater auf den Weg zu seinem Großvater machen. Er springt überglücklich über die bunten Wiesen und merkt gar nicht, dass seine Eltern sehr traurig sind. Unter Tränen verabschiedet sich die Mutter von ihm und Kleiner Bär läuft los, denn diesmal will er den Weg zu seinem Großvater anführen. Während sie durch den Wald laufen erinnert sich Kleiner Bär an all die wunderbaren Erlebnisse mit seinem Opa an den verschiedenen Stellen. Sein Vater bleibt im Hintergrund, er weiß nicht, wie er seinen übermütigen Sohn bremsen soll, um ihn die wichtige Nachricht beizubringen. So gehen sie weiter und weiter, bis sie an der Höhle des Großvaters angekommen sind. Doch Großvater ist nicht mehr da. Endlich schafft es der Vater, seinem Sohn von dem Tod des geliebten Großvaters zu berichten und gemeinsam weinen und trauern die beiden um ihn. Am Ende sitzen beide auf einer großen Wiese und schauen in den Himmel.

„Mit gebrochenen Herzen liegt er eng an Papa Bärs warmen Körper gekuschelt auf der Wiese, als plötzlich die Erinnerung an einen vergangenen Sommerabend in ihm wach wird. […] „Du wirst sehen, eines Tages, wenn ich weg bin, wirst Du auch einen haben: deinen Erinnerungsstern. Aber das wird unser Geheimnis sein!““

Ein Buch, welches mich zu Tränen gerührt hat. Liebevoll beschreibt die Autorin die Gefühle der Bärenfamilie. Nicht nur Kleiner Bär, sondern auch Papa und Mama Bär sind traurig und müssen mit dem Tod des Großvaters zurecht kommen. Auch hier stehen wieder die Erinnerung an den Verstorbenen im Mittelpunkt. Die Bilder sind farbenprächtig und großflächig gestaltet. Es sind schöne Bilder, voll von leuchtenden Erinnerungen. Auch hier ist die Botschaft klar. Der Verlust einer geliebten Person ist schwer zu verkraften, aber es bleiben einem die Erinnerungen an ihn und diese machen den Verstorbenen unsterblich.

Jean-Marie Robillard
Großvaters Stern
ab 4 Jahren
36 Seiten
ISBN 978-3-9816-3237-8


Kitty Crowther: Der Besuch vom kleinen Tod. Aladin, Hamburg 2015

Im Mittelpunkt der Geschichte steht hier der Kleine Tod. Er ist traurig, denn niemand will ihn bei sich haben. Alle haben sie Angst vor ihm. Doch eigentlich will er die Menschen doch nur auf einem neuen unbekannten Weg begleiten. Doch alles ändert sich eines Tages, als er das Kind Elisewin abholen kommt. Sie freut sich auf ihn, begrüßt ihn freundlich, geradezu überschwänglich. Diesmal muss nicht der Kleine Tod den Weg anführen, nein das übernimmt das Mädchen selbst. Und so erinnert sich Kleiner Tod daran, dass er selbst ein Kind ist. Die beiden unterhalten sich, spielen und lachen miteinander. Doch irgend wann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem Elisewin das Totenreich verlassen und in ein neues Leben aufbrechen muss. Kleider Tod ist traurig, aber er lässt sie gehen. Kurz darauf kommt das Mädchen als Engel wieder. Von nun an begleiten beide zusammen die Toten auf ihrem Weg und die Verstorbenen haben keine Angst mehr vor dem Tod.

„Elisewin ist nicht mehr da.
Der Tod fühlt sich sehr allein.
Alles erscheint ihm sinnlos.“

Dieses Buch wurde mit dem Astrid Lindgren Memorial Award ausgezeichnet. Es hat mich sofort angesprochen, allerdings wollte meine Tochter es sich nie genauer anschauen. Das Cover lädt kleinere Kinder wohl eher nicht dazu ein, diese Geschichte zu entdecken. Die Bilder sind zwar auch durchaus mit Farbe und Helligkeit versehen, allerdings wirken sie etwas düster und gruselig. Interessant finde ich hier aber die Wendung der Geschichte. Wo sonst die Hinterbliebenen der Toten trauern und Einsamkeit verspüren, ergeht es hier dem Tod ganz genauso. Auch er fühlt sich ohne Elisewin einsam und verlassen. Die Beschreibung der Trauer um einem Verlust der  etwas anderen Art ist auch hier gelungen, wobei ich es eher als ein Buch für Erwachsene empfehlen würde.

Kitty Crowther
Der Besuch vom kleinen Tod
ab 5 Jahren
32 Seiten
ISBN 978-3-8489-0019-0

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