AllgemeinRoman

Leonie Lastella: Das Glück so leise. Diana Verlag, München 2020

In der Stille zu sich selbst finden.

Wie muss es sein, wenn man in seiner Jugend das Gehör verliert? Was vermisst man am Meisten? Und was würde man riskieren, um wieder hören zu können? In Das Glück so leise von Leonie Lastella wandern wir auf den stillen Pfaden der Protagonistin Lillan. Erfahren, welche Beeinträchtigungen aber auch welche Wunder das Leben einer Gehörlosen beinhalten. In Kombination mit der zarten Liebesgeschichte, welche sich zwischen Lillan und Sam entwickelt, ist der Autorin ein berührender Roman gelungen, einer der zu Herzen geht.

Die Autorin

Leonie Lastella lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Hamburg in einem kleineren Dorf. Neben Das Glück so leise, stammen auch Das Licht von tausend Sternen (2020), Nordsternfunkeln (2018) und Brausepulverherz (2017) aus ihrer Feder. Demnächst erscheint ihr Roman Wenn Liebe eine Farbe hätte (2020). Für ihre Werke wurde sie unter anderem mit dem DELIA, der Vereinigung deutschsprachiger Liebesromanautorinnen ausgezeichnet.

© Verlagsgruppe Random House 

Inhalt

„Das Gestüt Auweide, umgeben von endlosen Wiesen und direkt an einem idyllischen See gelegen, ist für die gehörlose Lillan und ihre Tochter ein Ort der Ruhe, ein Zuhause. Bis Sam auftaucht, der Enkel von Gutsbesitzerin Henriette. Nach zehn Jahren Funkstille soll ihm die Großmutter finanziell unter die Arme greifen. Für Lillan ist Henriette Familie – und die muss man beschützen. Sie will Sam so schnell wie möglich loswerden. Doch das Glück macht beiden einen Strich durch die Rechnung und geht dabei – sehr leise – ein paar Umwege …“ (Klappentext)

Kritik und Fazit

Das Cover des Buches ist süß gestaltet: weiße Schrift auf roséfarbenen Hintergrund mit gelben Punkten. Außerdem sitzen noch zwei Vögel auf und unter dem Titel, die sich skeptisch anzusehen scheinen. Es sagt nicht viel über den Inhalt aus, ist aber verspielt und liebevoll ausgearbeitet.

Die Autorin habe ich zuerst durch ihr Buch Das Licht von tausend Sternen kennengelernt. Das Jugendbuch hat mir gut gefallen, war dabei aber nichts unbedingt außergewöhnlich. Ganz anders bei diesem Buch. Denn hier steht die Stille der Gehörlosen Lillan im Mittelpunkt. Sie will sich durch ihre Gehörlosigkeit nicht definieren lassen und so gelingt es ihr, fremde Menschen zunächst so zu täuschen, dass diese von ihrer Erkrankung nichts bemerken. Denn Lillan verlor erst in ihrer Jugend ihr Gehör, kann somit wie jeder andere Mensch sprechen und hat gelernt, die Lippen der Menschen ihr gegenüber zu lesen. So geraten Lillan und Sam zunächst einmal aneinander, denn sie zeigt ihm nicht nur die kalte Schulter, auch ihre Gehörlosigkeit verstärkt in Sams Augen Lillans Ablehnung ihm gegenüber. Doch er lässt nicht locker, und so kommen sich beide näher.

Der Schreibstil ist flüssig und mitreißend. Man kann sich sofort in die Protagonisten hineinversetzen. So gibt die Autorin sowohl Lillan, als auch Sam eine Stimme und wir folgen der Geschichte abwechselnd aus beiden Perspektiven.

Die Protagonisten sind allesamt sehr sympathisch. Lillan ist so eine starke Frau und eine wunderbare Mutter, die alles für ihre quierlige und intelligente Tochter Ida tun würde. Auch wenn das bedeutet, auf ein eigenes Leben in Glück und mit einem Liebesleben zu verzichten. Denn in der Vergangenheit hat sie durch den Vater ihrer Tochter sehr schlechte Erfahrungen aufgrund ihrer Gehörlosigkeit gemacht, sodass sie zunächst grundsätzlich jedem Mann skeptisch gegenüber steht.
Auch Sam ist ein toller Charakter. Er sitzt in einem Leben fest, was er eigentlich nicht führen will. Doch das merkt er erst, als er auf Gut Auweide ankommt und seine innere Ruhe wiederfindet. Außerdem ist es absolut zauberhaft, wie er mit der Gehörlosigkeit von Lillan umgeht und wie er immer wieder Möglichkeiten findet, Lillan Geräusche erfahrbar, spürbar oder sichtbar zu machen. Auch mit Ida geht er ganz selbstverständlich und dabei dennoch behutsam um. Sein Bruder bezeichnete ihn früher als gefühlsduselig, doch genau das, macht ihn zu dem einfühlsamen Mann, der nur das Beste für die Menschen will, die er liebt.
Henriette bildet den bunten Vogel in der Konstellation. Sie liebt das Leben, hat schon zwei geliebte Männer verloren, gibt aber dennoch nicht auf und ist weiter auf der Suche nach einem Partner. Denn alleine ist sie nicht glücklich. Und mit ihrer offenen und oftmals vielleicht leicht übergriffigen Art hält sie sowohl Lillan, als auch Sam auf Trab.

Die Geschichte um Lillan und Sam hat die Autorin sehr behutsam und schön geschrieben. So machte es von der ersten Seite an großen Spaß, den beiden zu folgen und sich auf die stille Welt Lillans einzulassen. Natürlich kommt es gegen Ende zu einem großen Knall, doch dieser wird zum Glück nichts so ins Zentrum gerückt, sondern er ist einfach eine weitere Hürde für beide Protagonisten, um endlich den richtigen Weg für sich selbst und somit zueinander zu finden.

Das Glück so leise hat mir außerordentlich gut gefallen. Es ist ein Roman voller Gefühle und macht ganz deutlich, dass jeder Mensch perfekt ist, auch wenn er nicht der Norm entspricht, oder vielleicht ein Handicap hat. Hier hat die Stille eine Stimme gefunden, wurde greifbar und verweist auf das, was wirklich wichtig ist im Leben. Auf leisen Sohlen schlich sich die Geschichte von Lillan und Sam in mein Herz und hinterließ ein wunderbares Gefühl in mir.

Leonie Lastella
Das Glück so leise
336 Seiten
ISBN 978-3-453-36073-0

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.