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Walter Moers: Das Labyrinth der Träumenden Bücher. btb, München 2013

Zamonien ich komme!

Als Käpt’n Blaubär Fan aus Kindertagen musste ich natürlich auch das passende Werk von Walter Moers dazu lesen. Der Erzählstil in Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär hat mir gut gefallen und so verschlang ich auch die weiteren phantastischen Romane des Autors. 2011 erschien sein bisher letztes Werk Das Labyrinth der Träumenden Bücher, der Nachfolger seines grandiosen Romans Die Stadt der Träumenden Bücher. Endlich hatte ich die Zeit gefunden, dieses Buch zu lesen, doch leider enttäuschte es auf einer langen Strecke. Es beginnt wie immer spannend und es endet auch spannend, dazwischen beinhaltet es aber leider einige überflüssige Seiten. Dennoch, ein Muss für Zamonien Fans.

Walter Moers (geboren 1957) ist ein deutscher Schriftsteller, Illustrator und Comic-Zeichner. Er lebt in Hamburg. Seine Romane Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär, Die Stadt der träumenden Bücher, Der Schrecksenmeister, Rumo und Das Labyrinth der Träumenden Bücher sind Bestseller, auch über den deutschen Sprachraum hinaus.
Das Besondere an dem vorliegenden und einiger weiterer Romane ist, dass sie eigentlich aus der Sicht des zamonischen Schriftstellers Hildegunst von Mythenmetz – ein Lindwurm und einer der bedeutendsten Schriftsteller des fiktiven Kontinents Zamonien – geschrieben sind. Seine Reiseerinnerungen eines sentimentalen Dinosauriers machten ihn bekannt. Sie sind ein Bericht über die Abenteuer, welche er auf seinen Reisen, vor allem in der Stadt der Träumenden Bücher, erlebt hat.

Die Handlung setzt zwei Jahrhunderte nach dem verheerenden Brand in Buchhaim, der Stadt der Träumenden Bücher, ein. Der Erzähler Hildegunst von Mythenmetz war damals selbst hautnah dabei und wurde daraufhin zu einem der meist gefeiertsten Schriftstellern Zamoniens. Inzwischen sitzt er jedoch auf der Lindwurmfeste und ruht sich auf seinem damaligen Erfolg aus. Doch eines Tages erreicht ihn eine sonderbare Botschaft, der er auf den Grund gehen muss. Hildegunst von Mythenmetz kehrt nach Buchhaim zurück. Die einst prächtige Stadt ist wieder aufgebaut worden und zu neuem Leben erwacht. Nach wie vor leben hier buchverrückte Wesen und die Stadt ist wieder ein Magnet für Touristen. Mythenmetz begegnet seinen alten Freunden, der Schreckse Inazea Anazazi und natürlich dem Eydeeten Hachmed Ben Kibitzer. Mythenmetz lernt einiges über die neuen Bewohner der Stadt, dem neu entstandenem Puppetismus und dem neumodischen „Unsichtbaren Theater“. Dabei gerät Mythenmetz mal wieder ungewollt  in die Tiefen des Labyrinths der Träumenden Bücher. Gewohnt passende Zeichnungen aus der Welt Zamoniens unterstreichen die Geschichte und helfen dem Leser, falls die Vorstellungskraft einmal versagen sollte.

Ich habe mich gefreut, wieder nach Zamonien zurückkehren zu können, in die wiedererwachte Stadt der träumenden Bücher. Die Geschichte setzt spannend ein. Mythenmetz hat das Orm verloren und fristet ein langweiliges Dasein auf der Lindwurmfeste. Da kommt es gerade recht, dass ein Unbekannter ihm eine Botschaft schickt, die ihn herausfordert und zurückkehren lässt. Zurück in die Welt da draußen. Es ist gleichzeitig eine Reise in die Vergangenheit. Denn Mythemetz erkundet die neu erbaute Stadt von neuem und vergleicht sie mit der alten. So erfährt der Leser, was aus der Stadt geworden ist, nachdem sie vom Schattenkönig in Brand gesetzt wurde. Dass die Schreckse und der Eydeet als alte Bekannte aus dem vorherigen Teil wieder auftauchen, hat mich sehr gefreut. Ich mochte beide Protagonisten schon in der Stadt der Träumenden Bücher. Die Ehrlichkeit der beiden Freunde ist erfrischend und empören Mythenmetz ungemein. Nach einem etwas schleppenden Einstieg meinerseits, nahm die Geschichte Fahrt auf und machte wieder einigen Spaß. Der Erzählstil des zamonischen Schriftstellers ist humorvoll und dennoch anspruchsvoll. Nach etwa 200 Seiten kommt die Handlung aber zu einem Stillstand, ja geradezu zu einem Rückschritt. Über 80 Seiten beschreibt Mythenmetz ein Theaterstück, welches den Inhalt des Romans Die Stadt der Träumenden Bücher wiedergibt. Die darauffolgenden rund 50 Seiten beschäftigen sich dann Sachbuch mäßig mit dem Puppetismus und sind auch mehr zäh als spannend oder unterhaltsam. Erst danach gibt es wieder etwas mehr Spannung und so geht die Geschichte mit einem offenen Ende aus. Nun warten die Leser schon seit einigen Jahren auf die versprochene Fortsetzung des Romans. Diese lässt aber auf sich warten und in der Zwischenzeit erscheint diesen Sommer erst ein andere Zamonien-Roman. Wie es im Labyrinth der Träumenden Bücher weitergeht, bleibt abzuwarten.

Rechnet man die knapp 200 überflüssigen Seiten weg, so hat man trotzdem noch etwas mehr als 200 Seiten spannende Geschichte zu lesen. Bei mir entstand durch das Wiederkäuen der alten Geschichte allerdings der Eindruck, als hätte nicht Mythenmetz zwischenzeitlich das Orm verloren, sondern Walter Moers selbst. Als schriebe auch er nur, um zu schreiben. Wer weiß, vielleicht war das auch so gewollt, denn es spiegelt die Trägheit des zamonischen Schriftstellers nochmals wider. Ich hoffe ganz bald auf die Fortsetzung des Labyrinths der Träumenden Bücher, um meinen momentan eher schwachen Eindruck überwinden zu können. Vielleicht findet Walter Moers ja doch zu alter Form zurück.

Walter Moers
Das Labyrinth der Träumenden Bücher
430 Seiten
ISBN: 978-3-442-74617-0

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