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Weitere Kinderbücher zum Thema Tod

Vor einer Weile habe ich euch bereits vier Kinderbücher zum Thema Tod vorgestellt. Dabei handelte es sich zum großen Teil um Geschichten aus der Tierwelt oder um Geschichten, in denen der Tod als Person auftritt. Heute möchte ich euch drei Bücher vorstellen, in denen es konkret um den Verlust eines Familienmitglieds (Ein Stern namens Mama, Kommt Papa gleich wieder? und Bens Sonnenblumen) geht und eines, welches sich mit dem Mitgefühl über die Trauer eines Freundes, der seinen Vater verlor (Die Kerzen im Himmel), beschäftigt. Diese Bücher sind alle alltagsnah und einfühlsam geschrieben und können Kindern in den entsprechenden Situationen helfen, mit ihren Gefühlen zurecht und mit anderen ins Gespräch zu kommen.


Karen-Susan Fessel & Heribert Schulmeyer: Ein Stern namens Mama – Das Bilderbuch. kids in Balance, Köln 2018

Die Geschichte wird aus Sicht des Jungen Ruben erzählt. Er hat bald Geburtstag und sein Papa sagt, dass sei ein ganz besonderer Geburtstag. Ruben erinnert sich zurück an seinen letzten Geburtstag, an welchem ihm sein Papa die gleichen Worte sagte und ergänzte, dass man ja nur einmal im Leben 5 Jahre alt wird. Doch dieser 6. Geburtstag ist wirklich anders als die bisherigen, denn zum ersten Mal muss Ruben seinen Geburtstag ohne seine Mama feiern, denn sie ist gestorben. Seine Mama ist jetzt ein Stern am Himmel und leuchtet zu ihnen herab.

1999 erschien der Kinderroman Ein Stern namens Mama von Karen-Susan Fessel. Hier ist die Geschichte aus Sicht der älteren Tochter Louise geschildert. 2016 erschien es in einer Neuauflage beim Oetinger Verlag.

Die Illustrationen der Bilderbuch Variante wirken im ersten Moment relativ düster. Die Farben schwarz, gelb und orange sind dominant. Bei näherer Betrachtung wird aber schnell klar, dass die Geschichte größtenteils in den hellen Tönen gehalten ist. Schwarz ist nur der Sternenhimmel, an welchem einige Sterne leuchten, denn von dort schauen die Verstorbenen zu uns herab.

Ganz behutsam wird die Krankheit, an der Rubens Mutter gestorben ist geschildert. Sie litt an Krebs, ihr fielen die Haare aus und sie musste operiert werden. Ruben uns seine Schwester Louise überlegen sich, wie sie die Strapazen für ihre Mutter erträglicher machen können. Sie geben ihr ihre Lieblings-Shirts, um damit im Krankenhaus kuscheln zu könne, damit sie sich nicht einsam fühlt. Ruben schenkt ihr seine Lieblingskappe, als ihr die Haare ausfallen. Gemeinsam geht die Familie durch diese schwere Zeit und gemeinsam stehen die drei Verbliebenen nach dem Tod der Mutter unter dem Sternenhimmel und gedenken ihr.

Karen-Susan Fessel & Heribert Schulmeyer
Ein Stern namens Mama – Das Bilderbuch
32 Seiten
ab 4 Jahren
ISBN 978-3-86739-173-3


Elke Barber & Anna Jarvis: Kommt Papa gleich wieder? – Ein für Kindergarten- und Grundschulkinder verständliches Buch über den plötzlichen Tod eines geliebten Menschen. Mabuse, Frankfurt am Main 2018

Die Geschichte um Alex und seinen Papa ist wahr. Alex ist drei Jahre alt, als sein Papa einen Herzinfarkt erleidet. Er schafft es, Hilfe zu holen, doch leider stirbt sein Vater noch vor Ort. Aus Mangel an hilfreichen Büchern zu diesem Thema, entschloss sich Alex‘ Mutter Elke Barber dazu, ein Buch zu schreiben. Die Texte sind in Alex Worten verfasst und gemeinsam versuchen sie das Geschehene zu verarbeiten.

Zunächst erzählt Alex von seinem kleinen Urlaub ganz allein mit Papa. Die beiden haben großen Spaß, doch am nächsten Morgen geht es seinem Papa nicht gut und Alex muss Hilfe holen. Dafür musste er sehr weit laufen. Der Krankenwagen macht einen riesen Lärm und nimmt seinen Papa mit. Die Illustrationen schwanken farblich zwischen fröhlich und düster, je nachdem, an welchem Punkt der Geschichte man sich befindet. Die Zeichnungen sind großflächig und darauf reduziert, was wichtig ist.

Die kindlichen Worte und die dazu passenden Illustrationen haben mich so berührt, dass mit beim Lesen die Tränen in die Augen stiegen. Die Unschuld des kleinen Alex ist so greifbar, als er fragt, ob Papa wieder kommt, ob er vielleicht nur auf der Arbeit ist und ob er denn „bitte“ gesagt hat, als er fragte ob er wieder gesund werden könne. Sie spielen die Situation mit dem Krankenwagen mit Alex Spielzeug nach, damit Alex versteht, was da passiert ist. Natürlich kommt irgendwann auch Alex der Gedanke, dass jeder einmal sterben muss und dass vielleicht schon bald ein weiterer geliebter Mensch ihn verlassen wird. Und so setzt sich die Autorin Elke Barber auch mit diesem Thema äußerst behutsam auseinander. Es ist normal, dass man traurig ist, wenn man jemanden verloren hat, aber das Leben geht trotzdem weiter und man kann auch wieder Freude empfinden. Das ist der Kreislauf des Lebens.

Elke Barber & Anna Jarvis
Kommt Papa gleich wieder?
36 Seiten
ab 3 Jahren
ISBN 978 3-86321-429-6


Andrea Hendrich & Bernadette Schmitt: Bens Sonnenblumen – Ein Kinderfachbuch zum Thema Trauer. Mabuse-Verlag, Frankfurt am Main 2018

Die kleine Mica erzählt vom Verlust ihres Bruders Ben. Er wurde auf seinem Fahrrad von eine LKW angefahren und stirbt kurz darauf im Krankenhaus. Sie erzählt von der Totenwache und der Beerdigung. Nichts ist mehr wie früher, es herrscht auf einmal gespenstische Stille im Haus. Der Vater schweigt, die Mutter weint. Also zieht Tante Emma mit ein. Sie kümmert sich um Mica und ihren großen Bruder Noah.  Mica erzählt, wie es ihr im ersten Jahr nach dem Tod ihres Bruders geht, wovor sie sch fürchtet, welche Ängste ihre Eltern. Langsam geht es wieder bergauf und Mica sät für ihren toten Bruder Sonnenblumen an. Die Erinnerungen an den Bruder werden für immer bleiben.

Im Anhang befinden sich, wie bei den meisten Kinderbüchern aus dem Mabuse Verlag, fachliche Informationen für Eltern, Erzieher oder andere Unterstützer. Die Themen Trauer, Tod, Schmerz und Leid werden besprochen. Was brauchen Kinder in solch einer Zeit, wie geht es den Eltern bei einem so schwerwiegenden Verlust? Wie kann man helfen?

Auch dieses Buch trieb mir die Tränen in die Augen. Es ist so hell und freundlich gestaltet und bringt dabei ein so schweres Thema mit sich. Es ist wichtig, mit Kindern über den Tod und die eigene Trauer zu sprechen. Dieses Buch geht ganz behutsam mit der Materie um und zeigt, wie wichtig es ist, offen zu sprechen und weiter zu gedenken, erst dann vermag die Zeit die Wunden zu heilen.

Andrea Hendrich & Bernadette Schmitt
Bens Sonnenblumen
55 Seiten
ab 5 Jahren
ISBN 978-3-86321-394-7


Patricia Stindt: Die Kerzen im Himmel. tredition, Hamburg 2017

Dieses schlanke Büchlein mit einer außergewöhnlichen Idee zum Thema Tod habe ich auf der diesjährigen BuchBerlin entdeckt. Hier steht Emil im Mittelpunkt, der nach der Schule so ungewöhnlich ruhig ist und keinen Hunger hat, obwohl ihm die Oma sein Lieblingsgericht gekocht hat. Emil ist traurig, da er erfahren hat, dass der Vater eines Freundes gestorben ist. Seine Oma tröstet ihn und spricht mit ihm über den Tod. Denn jeder wird irgendwann sterben, wie alt man dabei ist, das ist Schicksal. Seine Oma erzählt ihm eine Geschichte: Hoch oben im Himmel, auf den Wolken steht für jedes Lebewesen eine Kerze. Während Gott durch seinen Himmel schreitet, atmet er immerzu ein und aus. Dabei kann es vorkommen, dass eine Kerze erlischt. Wenn dies passiert stirbt jemand. Aber es können sich auch Kerzen entzünden und somit Leben spenden. Die einstige Flamme der Kerze schwebt zum Himmel und sitzt dort als Stern um uns die Nacht zu erleuchten. Wenn also jemand stirbt, den man sehr lieb hatte, so ist der Stern am Himmel ein ganz besonderer Schutzstern.

Die Illustrationen und die Farbgestaltung des Buches haben mir ganz besonders gefallen. Sie sind so lebendig und farbenfroh, die Augen der Menschen und Tiere sind so leuchtend und echt. Die Idee vom Tod und dem Zusammenhang mit den Sternen ist ausgereift bis ins kleinste Detail beschrieben, diese Geschichte macht Mut und hilft, die Trauer um einen gelebten Menschen zu verarbeiten.

Patricia Stindt
Die Kerzen im Himmel
32 Seiten
ab 4 Jahren
ISBN 978-3-7439-8359-5

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