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Dirk Steffens & Fritz Habekuß: Über Leben – Zukunftsfrage Artensterben: Wie wir die Ökokrise überwinden. Penguin Verlag, München 2021

Viel Wissen manchmal etwas zu kompliziert verpackt.

Ich habe ein wenig gebraucht, um in das Buch Über Leben – Zukunftsfrage Artensterben: Wie wir die Ökokrise überwinden hineinzufinden und musste mir eine kleine Strategie zurechtlegen, um mich komplett durchzuarbeiten. Denn ich fand es etwas mühsam, den vielen Beispielen zu folgen, die oftmals auch leider etwas zu kompliziert und zu detailreich dargestellt wurden. Am Ende fehlte mir dann auch ein klarer Weg, der zu beschreiten ist, um unsere Erde zu retten. Wie im Klappentext eigentlich versprochen, wird hier nicht wirklich gezeigt, wie wir die Krise überwinden können. Dennoch bietet das Buch sicherlich einen guten Einblick in die Thematik.

Die Autoren

Dirk Steffens ist Wissenschaftsjournalist und einer der bekanntesten Artenschützer Deutschlands,. Man kennt ihn aus den Formaten »Terra X« sowie »Faszination Erde« im ZDF. Er entwickelt Natur- und Umweltthemen für den Film-, Fernseh- und Printbereich. Steffens engagiert sich als Botschafter beim WWF sowie dem Jane-Goodall-Institut und ist Mitbegründer der Biodiversity Foundation. Für seine Arbeit wurde er mit zahlreichen Preisen und der Ehrendoktorwürde der Universität Bayreuth ausgezeichnet.
Fritz Habekuß ist Redakteur der Zeit. Dort berichtet er von der Zerstörung der natürlichen Vielfalt. Das Verhältnis von Mensch und Natur steht dabei immer im Mittelpunkt. 2018 wurde er deshalb auch unter die Journalisten des Jahres gewählt und mit dem Holtzbrinck-Preis für Wissenschaftsjournalismus ausgezeichnet.

© Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH

Inhalt

„Dies ist ein Buch über den Gesang der Vögel. Über die Vielfalt der Natur und die Schönheit der Erde. Über das Netz des Lebens und darüber, wie alles mit allem zusammenhängt. Dies ist ein Buch über die Menschen. Über ihren Aufstieg zur beherrschenden Art und die Zerstörung der Natur. Es ist auch ein Buch über unsere Zukunft. Und darüber, wie sie gelingen könnte. Das globale Artensterben bedroht unseren Wohlstand, unsere Sicherheit, unsere Gesundheit, es gefährdet unsere Existenz. In ihrem Bestseller tragen »Terra X«-Moderator Dirk Steffens und ZEIT-Redakteur Fritz Habekuß zusammen, was die Wissenschaft über das drängendste Problem unserer Zeit weiß. Und sie zeigen, wie wir die Krise überwinden können.“ (Klappentext)

Kritik und Fazit

Das Cover finde ich ein wenig gewöhnungsbedürftig. Auf Vorder- und Rückseite sind die beiden Autoren abgebildet. Der Titel an sich ist geradezu zerrissen. Ein Teil steht ganz oben, der andere ganz unten. Dazwischen die Autorennamen und Untertitel. Die zarten schwarzen Zeichnungen einiger Tiere und Pflanzen finde ich aber sehr schön.

Die Autoren haben eigentlich einen ganz gut verständlichen Stil. Allerdings werden die Erklärungen manchmal zu wissenschaftlich und deshalb auch zu kompliziert. Wissenschaftlich fundiert und faktenreich muss ja nicht immer mit Kompliziertheit einher gehen. Das ist hier aber leider immer wieder der Fall. Zu viele Fremdwörter und unnötig verkomplizierte Sätze machen das Lesen hin und wieder etwas schwer. Gerade bei diesem wichtigen Thema hätte ich mir daher mehr Klarheit und leichtere Verständlichkeit gewünscht.

Irgendwie konnte ich auch kaum einen roten Faden ausmachen, was es schwer machte dem Geschriebenen zu folgen. Immer wieder musste ich kurz zurückblättern, um mich zu erinnern, was ich zuvor gelesen hatte. Dabei hatte ich mir für jeden Tag ein Kapitel (meist um die 30 Seiten) vorgenommen. Eigentlich eine ideale Strategie, um sich durchzuarbeiten.
So schwankte es zwischen den Kapiteln (und vielleicht sind hier auch einfach die unterschiedlichen Autoren am Werk gewesen) sehr, wie gut ich mich an den Informationsgehalt erinnern konnte. Das Artensterben war zum Beispiel sehr gut beschrieben und in mehrere Punkte untergliedert: Habitatzerstörung, Ausbeutung und Jagd, Klimakrise, Verschmutzung, invasive Arten. Andere Kapitel blieben leider nur verschwommen in meinem Gedächtnis.

In der Mitte des Buches befinden sich dann einige Grafiken auf Glanzpapier. Wieso hier eine andere Papierart gewählt wurde, ist mir nicht klar. Mir stellte sich auch die Frage der Nachhaltigkeit. Und ich empfand das ständige Blättern zu den Grafiken auch etwas mühsam. Die Grafik zu den Belastungsgrenzen erschloss sich mir auch nicht so ganz.

Etwas Neues konnte ich aber auch lernen, nämlich dass Roboterbienen entwickelt werden, um die Folgen des Insektensterbens zu verhindern. Das fand ich schon sehr interessant und gleichzeitig extrem befremdlich, denn immerhin erfolgt hier Forschung, um die Konsequenzen aus alten Entwicklungen zu beheben. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Und ich fragte mich auch, ob das Geld nicht auf sinnvollerere Weise investiert werden könnte. An dieser Stelle hätte ich mir vielleicht auch gewünscht, dass die Autoren die Sinnhaftigkeit ein wenig mehr hinterfragen.

Sehr positiv ist meiner Meinung nach ebenfalls zu vermerken, dass die Autoren die Verbreitung von Viren durch Zerstörung von Habitaten hervorheben. Sprich, dass das Aufkommen von Pandemien etc. von Menschen verursacht wird, eben weil sie immer wieder radikal in die Natur eingreifen. So entstand 2003 die SARS Epidemie und so trat 2019 das Corona-Virus auf. Die Autoren hatten eigentlich das Buch bereits zu Ende geschrieben als Corona auftrat und so noch nachgearbeitet.

Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil beschäftigt sich mit der „Vielfalt des Lebens“ (Über Leben: Seite 7), während der zweite Lösungen für die Probleme veranschaulichen soll. Bereits im Vorwort erwähnen die Autoren, dass sich der zweite Teil als Herausforderung darstellte und das merkt man leider auch. Denn hier werden zwar einige Lösungsansätze geboten und mit vergangenen Geschehnissen untermauert, aber dennoch ist keine klare Linie zu sehen. Da gibt es die Möglichkeit, für den Naturschutz vor Gericht zu gehen oder den Kapitalismus zu nutzen (auch wenn er viel zur Zerstörung des Planeten beigetragen hat). Eine Veränderung müsse einerseits aus der Masse heraus geschehen, andererseits kann nur durch Regeln der Politik und Wirtschaft die Industrie zum Handeln gezwungen werden. Subventionen müssen neu bewertet werden, denn nicht Quantität sondern Qualität sollten im Vordergrund stehen und Verschmutzer müssen durch Zahlungen ein Bewusstsein der Konsequenzen ihrer Taten entwickeln. Es muss Anreize geben und gleichzeitig Verbote ausgesprochen werden, um die Umwelt zu schützen. Beispiele hier sind zum Beispiel die Abschaffung der Sklaverei und das Verbot der Nutzung von FCKW.

Gesund sieht anders aus.

Die Corona Krise hat uns gezeigt, dass Einschränkungen machbar sind, wenn der Staat und die verschiedenen Länder am gleichen Strang ziehen. Gleichzeitig kann dies aber auch zu Machtmissbrauch führen. So hat eben alles seine Schattenseiten. Viele Möglichkeiten wird da beschrieben, aber gleichzeitig werden immer wieder Strategien ausgehebelt. Ich kann hier keine klare Vorgehensweise erkennen und auch die Autoren räumen am Ende des Buches ein, dass sie zu keiner wahren Lösung gekommen sind.

Über Leben ist ein Buch voller Wissen und Fakten, welches meiner Meinung nach immer wieder an seine Grenzen stößt. Am Ende gibt es eben nicht den einen Weg zu beschreiten. Es gibt viele Möglichkeiten und als Einzelperson hat man es eher schwer, etwas zu erreichen. Dennoch ist der Blick recht positiv, denn die Menschheit hat in der Vergangenheit gezeigt: wenn es ganz dicke kommt, dann kann sie sich zusammenreißen und Auswege finden. Hoffen wir mal, dass dem auch heute noch so ist.

Dirk Steffens & Fritz Habekuß
Über Leben – Zukunftsfrage Artensterben: Wie wir die Ökokrise überwinden
240 Seiten
ISBN 978-3-328-10709-5

*Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.*

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