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Joachim Masannek: Die Wilden Kerle – Raban der Held. 360 Grad Verlag, Leimen 2021

Eher was für kleine Fußballprofis

Auf der Leipziger Buchmesse verschlug es uns auch an den Stand des 360 Grad Verlags. Bei einem netten Gespräch mit dem Verleger bekamen wir sowohl Punkte von Giancarlo Macri & Carolina Zanotti als auch Die Wilden Kerle – Raban der Held von Joachim Masannek als Rezensionsexemplare gereicht. Während Punkte mich voll und ganz begeistern konnte, hatte ich mit den Wilden Kerlen so meine Probleme. Zu viele Fußballbegriffe, die ich nicht kenne, zu viele selbst erdachte Kraftausdrücke des Hauptprotagonisten Raban und eine eher wenig spannende Storyline machten mir das Vorlesen etwas schwer. Mein Sohn, der sich selbst für Fußball interessiert, konnte zwar mehr aus den Schilderungen der Spiele entnehmen, aber auch er war nicht mit voller Freude beim Lesen / Zuhören dabei. Für die beschriebenen Szenen auf dem Fußballfeld sollte man also definitiv Ahnung bezüglich des Vokabulars im Bereich des Fußballs haben. 

Der Autor und der Illustrator

Joachim Masannek (geboren 1960) studierte Germanistik und Philosophie und absolvierte ein Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen. Danach arbeitete er als Kameramann, Ausstatter und Drehbuchautor für Film, TV und Studioproduktionen. Mit der Kinderbuch-Reihe Die Wilden Fußballkerle landete er einen Erfolg und sie erschien inzwischen in 29 Ländern. Er war außerdem als Drehbuchautor und Regisseur an den Kinofilmen Die Wilden Kerle (Teile 1 bis  6) beteiligt. Er hat über 30 Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht sowie an neun Kinofilmen mitgearbeitet und sogar eine echte Wilde Kerle-Mannschaft aufgebaut. Masannek ist Vater von vier Kindern, zwei davon sind bereits erwachsen. Mit den zwei anderen lebt er auf einem Hausboot in Berlin.
Jan Birck (geboren 1963) ist ein deutscher Illustrator, Trickfilmkünstler und Cartoonist. Nach dem Abbruch seines Architekturstudiums arbeitete er als Werbegrafiker sowie im Trickfilmbereich. Gemeinsam mit Joachim Masannek erschuf er Die Wilden Fußballkerle, deren 13 Bände zunächst im Baumhaus Verlag veröffentlich wurden, sowie drei gemeinsame Filme.

© 360 Grad Verlag

Inhalt

„Alles ist gut, solange du WILD bist!
Raban fühlt sich wie das fünfte Rad am Wagen. Er glaub, dass die anderen Wilden Kerle ihn nicht mehr im Team haben wollen, weil er nicht so gut Fußball spielt wie sie. Willi, der Trainer, rät ihm, das Fußball-Orakel zu befragen. Also schleicht Raban Nachts ins Stadion. Doch zu seiner Verwunderung tauchen da auch die anderen Wilden Kerle auf. Plötzlich flammt wie von Geisterhand betrieben das Flutlicht auf und es erscheinen die besten Fußballspieler aller Zeiten … Sie fordern Raban zum Mitspielen auf. Wird er es tun? Und wie wird der Orakelspruch lauten?“
(Klappentext)

Kritik und Fazit

Das Cover gefällt mir eigentlich recht gut. Unter dem typischen Die Wilden Kerle Logo sehen wir Raban, den Hauptprotagonisten dieses sechsten Bandes der Reihe. Dahinter laufen all die anderen Wilden Kerle (und Mädchen). Das Cover ist an sich recht dunkel gehalten, was vielleicht auch ältere Jungen und Mädchen ansprechen soll.

Der Klappentext ist etwas irreführend, denn ein Großteil der Handlung spielt sich vor besagtem Orakelspiel ab. Raban, der bei einem wichtigen Spiel einen schlimmen Fehler begeht, ohne darüber nachzudenken, was das für Konsequenzen für ihn und all seine Mitspieler hat, kämpft sehr stark dagegen an, dass er von seinen ehemaligen Freunden gemieden wird. Der Trainer versucht zu kitten, was zu kitten geht, aber auch er stößt auf eine Mauer, die er nicht durchdringen kann. So taucht dann bei Raban im Spiegel des Kleiderschankes ein anderer Raban auf. Und er beginnt, mit ihm Zwiegespräche zu führen. Wir haben hier also einen Jungen mit wilder Vorstellungskraft, welche aber im Anschluss nicht näher beleuchtet wird.

Ich mochte die ständigen selbst erdachten Schimpfwörter oder Kraftausdrücke leider überhaupt nicht. Leseschwächere Kinder werden hiermit auch erhebliche Probleme haben und immer wieder ins Stolpern geraten. Selbst ich, eine geübte Vorleserin, geriet sehr oft an meine Grenzen. Denn Ausdrücke wie dampfhammerhart, allmächtiger Fettnäpfchenflaschengeist, pechschwefeliges Rübenkraut usw. sind lediglich sinnfreie Aneinanderreihung von Worten oder Wortneuschöpfungen. Ob es sich hierbei ausschließlich um Merkmale Rabans handelt, oder sich dies durch alle weiteren Bände so zieht, weiß ich leider nicht, da ich nur diesen sechsten Band kenne.

Und hier schließt sich direkt ein weiteres Problem an. Während der Erzählung ploppen immer wieder Szenen aus den vorangegangenen Büchern auf, die sich aber leider meiner Kenntnisse entziehen. Man sollte die Bücher wohl eher der Reihe nach lesen, um alles verstehen zu können. Wir haben aber ja leider einen Teil aus der Mitte der Reihe zu Rezensionszwecken bekommen. Die vorherigen Geschichten wären wohl aber wirklich von großem Vorteil gewesen. Denn ohne sie, versteht man einige erwähnte Anekdoten nicht so recht. 

Ein dritter Kritikpunkt ist dann die sich stark wiederholende Art der Beschreibungen der Protagonisten. So werden die anderen kickenden Charaktere immer wieder auf die gleiche Art beschrieben: „»Tippkick Maxi«, der Mann mit dem härtesten Schuss auf der Welt“, „Fabi, der schnellste Rechtsaußen der Welt“, „Rocce, der Zauberer, der Sohn eines brasilianischen Fußballgotts“, „Leon, unser Anführer, der Slalomdribbler, Torjäger und Blitzpasstorvorbereiter“ etc. etc. Bei einem Buch von etwa 120 Seiten mit eineigen Bildern kann man sich vorstellen, wie ermüdend es ist, diese Beschreibungen wiederholend lesen zu müssen. Und dann noch dazu die Wiederholungen bezüglich Rabans Spiderman Schlafanzugs …

Raban hat außerdem irgendwie ein merkwürdiges Verhältnis zu seiner Mutter. Wieso es so distanziert ist (die beiden schenken sich zum Beispiel Weihnachtsgeschenke, die nicht zu der beschenkten Person passen) bleibt unklar und für mich absolut unverständlich. Am Ende der Story finden sie zwar etwas näher zueinander, das kommt aber so platt daher, dass es weiterhin ein Mysterium bleibt.

Die Wilden Kerle – Raban der Held konnte mich und meinen Sohn leider in vielerlei Hinsicht nicht begeistert. Ich habe gelesen, dass sich dieser sechste Band aufgrund seiner Spiritualität sehr von den anderen Bänden unterscheidet. Das ändert aber wohl eher nichts am allgemeinen Schreibstil und der wiederholenden Art der Beschreibungen. Außer dem Streit nach dem verheerenden Fußballspiel gibt es im gesamten Buch kaum Interaktion zwischen den Charakteren. Raban ist einsam und so wenig spannend ist leider auch die Geschichte um ihn herum geraten. Da hilft auch seine blühende Fantasie nicht mehr weiter.

Joachim Masannek
Die Wilden Kerle – Raban der Held
128 Seiten
ab ca. 8 Jahren
ISBN 978-3-96185-786-9

*Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.*

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