Kinderbücher zum Thema Krebserkrankung
Heute widme ich mich mal wieder einem etwas ernsteren Thema. Es gibt ein paar Fachverlage, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, mithilfe von Bilderbüchern Kindern schwere Themen näher zu bringen. Ich finde es unheimlich wichtig, hier auf meinem Blog auch immer wieder solche Bücher vorzustellen, da ich glaube, dass dieser Art von Büchern viel zu selten Beachtung geschenkt wird. Ist man erst einmal betroffen, kann es eine Weile dauern, bis man das richtige Buch für sein Anliegen findet.
Sabine Brütting, Claudia Heinemann, Anke Hennings-Huep: Leos Papa hat Krebs. Kids in Balance (BALANCE buch + medien Verlag), Köln 2018
Inhalt
„Seit Leos Papa Krebs hat, ist alles anders. Aus dem Krankenhaus kommt er ohne Haare, ist dünn und müde und sofort genervt, wenn Leo und Lisa streiten. Leo weiß nicht wohin mit seinen Gefühlen und Fragen: Was ist Krebs, wird Papa sterben? Darf Leo den Krebs auch mal vergessen und mit seinem Freund Malte unbekümmert Fußball spielen?“ (Klappentext)
Die Autorinnen und die Illustratorin
Sabine Brütting arbeitet in ihrer Praxis für Psychotherapie und unterstützt Familien, in denen ein Elternteil an Krebs erkrankt ist.
Claudia Heinemann ist Psychotherapeutin für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Anke Hennings-Huep ist freiberufliche Illustratorin.
Kritik um Fazit
Auf 40 Seiten beschreiben die Autorinnen den Alltag des sieben-jährigen Jungen Leo, dessen Vater an Krebs erkrankt ist. Wichtige Fragen, die dem kleinen Leo dabei im Kopf herumschwirren werden durch die Eltern, Großeltern aber auch durch den behandelnden Arzt beantwortet. Was passiert da in Papas Körper? Habe ich Schuld, dass Papa krank geworden ist? Wie sieht es im Krankenhaus wohl aus?
Als Leos Papa zu Hause ist, wird dem Jungen erst richtig klar, wie sich sein Leben dadurch verändert. Die Kinder sollen leise spielen und Papa ist nicht mehr so fröhlich wie früher. Darf Leo denn dann überhaupt noch Spaß haben?
Zum Schluss sei gleich erwähnt: Ja, Leos Papa besiegt den Krebs und kann mit seinem Sohn wieder spazieren gehen und Eis essen.
Die Illustrationen begleiten die Geschichte sehr harmonisch und sind in bunten und fröhlichen Farben gestaltet. Zu Beginn steht noch eine Kinder-Zeichnung, dann sind großflächige, detailreiche Zeichnungen neben dem Text abgebildet und die Hoffnung aller Beteiligten schwingt in diesen Bildern mit.
Dieses Buch kann ich allen empfehlen, die mit ihren Kindern das Thema Krankheit und Krebs näher beleuchten wollen. Im Fokus stehen die Veränderungen im Alltag und vor allem die Gefühle des Kindes. Das Buch bietet viel Anregung, um das Kind nach seinen Gefühlen und Gedanken zu fragen, es gegebenenfalls auf die künftigen, schweren Monate vorzubereiten und allen Beteiligten durch klare Worte zu helfen, offen mit der Krebserkrankung eines geliebten Menschen umzugehen.
Sabine Brütting, Claudia Heinemann, Anke Hennings-Huep
Leos Papa hat Krebs
40 Seiten
ab 5 Jahren (ggfs. sicherlich auch früher)
ISBN 978-3-86739-130-6
inklusive Download-Material
Sonja Marschall: Lotte und die Chemo-Männchen. Patmos, Ostfildern 2019
Inhalt
Lotte entdeckt auf einmal blaue Flecke an ihren Beinen und weiß nicht, wo die auf einmal her kommen. Ihre Mama fährt daraufhin mit ihr zum Arzt und sie erfahren dort, dass sie an Krebs erkrankt ist.
In ihrem Blut sind schwarze Steinchen, die da nicht hin gehören und so müssen die Chemo-Männchen kommen und sie vertreiben. Dazu muss sie oft ins Krankenhaus und fühlt sich ganz schlapp und krank. Doch am Ende besiegt sie den Krebs.
Die Autorin
Sonja Marschall begann im Alter von 14 Jahren, an diesem Buch zu schreiben. Angeregt durch die Erkrankung ihres Sitterkindes suchte sie nach Kinderbüchern zum Thema Krebs. Schnell stellte sie fest, dass es kaum Kinderbücher zu diesem Thema gibt und so versprach sie ihrem Sittemädchen, selbst eines zu schreiben. Nach einer umfangreichen Recherche, vielen Gesprächen mit Fachleuten aus Universitätskliniken und zwei Jahre später erschien nun Lotte und die Chemo-Männchen.
Kritik und Fazit
Es ist unglaublich, wie ein so junges Mädchen, solch ein wichtiges Buch in die Welt setzen konnte. Lotte und die Chemo-Männchen beinhaltet eine Menge an fundiertem Wissen bezüglich der verschiedenen Krebs Arten. Auch in diesem Buch wird Krebs durch die Bausteine ganz bildhaft und verständlich erklärt. Da gibt es schwarze Bausteine, die die wichtigen roten Bausteine verdrängen. Und hier kommen die Chemo-Männchen ins Spiel, die wieder für Ordnung sorgen sollen.
Sowohl der Alltag zu Hause, wie auch der Aufenthalt im Krankenhaus werden umfassend, dabei aber auch kindgerecht beschrieben.
Die Illustrationen begleiten den Text auch hier farbenfroh und größtenteils fröhlich, sodass die Kinder nicht zu sehr in Angst versetzt werden.
Sonja Marshall verschweigt gleichzeitig aber nicht, dass nicht alle Krebskranken die Krankheit besiegen. Eines der Kinder im Krankenhaus hat es nicht geschafft und so wird im Vergleich zu Leos Papa hat Krebs das Thema nicht nur kurz angeschnitten, sondern auch die Trauer der Freunde greifbar und ehrlich behandelt.
Das Buch richtet sich an Kinder ab vier Jahren, die mit dem Thema Krebs in Kontakt gekommen sind. Der Textumfang ist in diesem Buch recht groß, sodass ich mir vorstellen könnte, dass das ein oder andere Kind in diesem Alter noch nicht genug Sitzfleisch hat und das Buch über mehrere Etappen gelesen werden müsste. Aber irgendwo müssen ja auch die vielen Fakten untergebracht werden.
Lotte und die Chemo-Männchen ist ein gelungenes Buch über ein schweres Thema, in welchem die Autorin behutsam alles Wissenswerte für Kinder aufbereitet hat.
Sonja Marschall
Lotte und die Chemo-Männchen
40 Seiten
ab 4 Jahren
ISBN 978-3-8436-1182-4