Laura Zimmermann: Meine Augen sind hier oben. Atrium, Zürich 2020
Ein Jugendbuch für mehr Selbstliebe und Akzeptanz!
Die Autorin Laura Zimmermann hat mit ihrem Debütroman Meine Augen sind hier oben ein sehr emotionales und überaus wichtiges Buch zum Thema Bodyshaming und Bodypositivity geschaffen und weist gleichzeitig auf ein in mehrfacher Hinsicht schwerwiegendes Problem junger Frauen hin. Die Hauptprotagonistin Greer hat in sehr kurzer Zeit ein enormes Brustwachstum durchlebt und muss nun mit den daraus resultierenden Problemen (psychisch wie physisch) fertig werden. Dieses Buch sollte nicht nur von Betroffenen gelesen werden, sondern von der breiten Masse.
Die Autorin
Laura Zimmermann ist eine amerikanische Autorin, die oft bei gemeinnützigen Veranstaltungen erzählend auf den Bühnen unterwegs ist. Sie lebt mit ihrer Familie in Minneapolis. Bei dem Jugendbuch Meine Augen sind hier oben (2020) handelt es sich um ihr Jugendbuchdebüt.
Inhalt
„Wenn Greer nur in ihrem Kopf leben könnte, wäre vieles leichter. Sie könnte sich darauf konzentrieren, in Mathe zu glänzen oder Streitgespräche zwischen ihrer besten Freundin und … na ja, fast jedem, zu schlichten. Sie müsste sich keine Sorgen darüber machen, welches Shirt, geschweige denn, welchen BH sie beim Schulsport anzieht, oder wie sie beim nächsten blöden Kommentar über ihre Brüste nicht in Tränen ausbricht. Aber so ganz ohne Körper könnte sie auch niemals mit dem charmanten Jackson Karamellschnecken essen, ihr Talent für Volleyball entdecken und nie Teil dieses unglaublichen Teams werden, das ihr so viel Rückhalt gibt.“ (Klappentext)
Kritik und Fazit
Das Cover ist unheimlich gut gelungen, denn es ist wie aus der Geschichte entsprungen und lässt einen sofort auf den Inhalt der Story schließen. Außerdem finde ich es super, wie hier mit der Position des Titel gespielt wird (die Sprechblase vor der Brust) und gleichzeitig sind keine Augen auf dem Cover zu sehen, auf welche man stattdessen blicken könnte. Auch der graue Pullover spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte, wobei ich ihn mir definitiv größer und schlabberiger vorgestellt habe. Aber hier spielt wohl auch ein wenig die Ästhetik des Bildes mit.
Die Autorin schlägt einen lockeren und jugendlichen Ton an. Gleichzeitig war ich oft zutiefst darüber bestürzt, mit welch schlimmen Worden Greer ihren eigenen Körper beschreibt. Da ist beispielsweise von Hupen, Monobusen oder Donna und Doria die Rede. Aber ich denke, das trifft die Gedankenwelt jener betroffenen Mädchen äußerst gut. Es geht hier nämlich um das Mädchen, oder vielmehr die junge Frau, Greer, die mit ihrer enorm großen Oberweite zu kämpfen hat. Und das in vielerlei Hinsicht, nicht nur die verletzenden Sprüche der Klassenkameraden (Bodyshaming lässt grüßen) beschäftigen sie, auch im tägliche Leben, beim Sporttreiben, dem Umgang mit Schmerzen oder der Suche nach passender Kleidung wird Greer immer wieder vor neue Hürden gestellt. Und durch all jene Gegebenheiten leidet ihr Selbstwertgefühl so sehr, dass sie sich in zu großer Kleidung versteckt und sogar die körperliche Nähe zu Jackson für unmöglich erachtet.
Gleichzeitig drehen sich Greers Gedanken so viel um ihre eingehen Probleme, dass sie jene ihrer Freunde als weniger schwerwiegend empfindet und somit auch den ein oder anderen vor den Kopf stößt. Hier war es unheimlich schön mitzuerleben, wie Greer sich verändert, mehr nach außen blickt und erkennt, dass jeder einen einzigartigen Körper hat. Es gibt immer etwas, was in der Gesellschaft als nicht ideal angesehen wird. Außerdem ist nicht nur der Körper wichtig, sondern auch die Seele.
Zu guter Letzt habe ich mich nur noch gefragt, ob es den angesprocheneren Super-BH tatsächlich gibt, und wenn ja, wo man ihn herbekommt. Meine Recherche ergab da leider keinen Treffer. Sollte es ihn tatsächlich geben wäre ein Hinweis im Buch wirklich Gold wert.
Meine Augen sind hier oben ist ein sehr gefühlvoller und wichtiger Roman über Bodyshaming und Bodypositivity, welcher auch sehr gut im Schulunterricht durchgenommen werden könnte. Mobbing aufgrund von körperlicher Andersartigkeit ist heute überall zu finden. Die Autorin geht sehr sensibel mit der Thematik um, zeigt aber auch gleichzeitig, dass man als Opfer auch einen Blick nach außen auf die Umwelt werfen sollte. Denn zum Einen ist man nicht allein, zum Anderen trägt jeder sein Päckchen mit sich herum. Ich konnte Greers Gedanken und Gefühle sehr gut nachempfinden, da auch ich jene Problematik kenne. So kann ich das Buch auch guten Gewissens und mit einer gewissen Dringlichkeit weiterempfehlen, denn viel zu oft sind Betroffene Mädchen oder Frauen ganz alleine mit diesem Problem oder werden einfach nicht ernst genommen.
Laura Zimmermann
Meine Augen sind hier oben
336 Seiten
ab 14 Jahren
ISBN 978-3-03880-040-8