Nicole LePera: Heile. Dich. Selbst. arkana, München 2021
Leider ein Abbruchkandidat.
Immer wieder kommt es dann doch vor, dass ich Bücher abbreche, wenn sie mich nicht überzeugen. Es hat viele Jahre gedauert, bis ich mir darüber klar wurde, dass es wertvolle Lebenszeit vergeudet, wenn man sich durch ein Buch quält, nur weil man angefangen hat, es zu lesen. Inzwischen bin ich älter und weiser und weiß meine Zeit wohl einfach besser zu schätzen. Ich gebe Büchern zwar immer noch einige Zeit, sich zu entfalten, aber irgendwann ist dann doch einfach mal Schluss.
Nachdem ich Heile. Dich. Selbst. von Nicole LePera nun seit einigen Monaten immer wieder lese, und bis auf Seite 183 von gut 430 Seiten gekommen bin, habe ich mich entschlossen, das Buch abzubrechen. Es bringt ja nichts, wenn man sich immer wieder aufraffen muss, um weiter zu lesen. Schon gar nicht bei einem Buch, was ja eigentlich heilsam sein soll.
Inhalt
„Mit ihrer Plattform »The Holistic Psychologist« hat die US-amerikanische Psychologin Nicole LePera nicht weniger als eine Revolution auf dem Psychologie-Sektor begründet. Ihr Ansatz: Fast jeder von uns hat in der Kindheit Traumata und seelische Verletzungen erlitten, die unser Leben nachhaltig beeinflussen. Und wir selbst haben es in der Hand, uns davon zu befreien – wenn wir die richtigen Tools kennen, uns die Erkenntnisse der Mind-Body-Medizin zunutze machen und unsere Selbstheilung auf allen Ebenen anstoßen.“ (Klappentext)
Kritik und Fazit
Zu Beginn hatte ich noch ein ganz gutes Gefühl bei dem Buch, da es den ein oder anderen Trick verraten hat, wie man beispielsweise alteingefahrene Muster aufbrechen kann, um seinen Alltag neu zu strukturieren, oder Dinge einzubauen. Ein paar Beispiele von der Autorin und ihren Patienten ließen einem die Thematik sehr nah erscheinen und vermittelten dem Leser, dass man nicht allein ist, mit seinen Problemen.
Leider arteten diese Beispiele irgend wann einfach zu sehr aus. Die Erfahrungsberichte überwogen ganz enorm die Fakten in diesem Buch. Die ersten etwa 200 Seiten, die ich gelesen habe, hätte man vermutlich auf 20 Seiten knapp und völlig ausreichend zusammenfassen können. Durch die vielen Beispiele blieb ich beim Lesen nicht dran und wurde leider überhaupt nicht dazu motiviert, selbst etwas zu probieren. Und das sollte ja Sinn und Zweck einer solchen Lektüre sein.
Ich bekam mehr und mehr den Eindruck, dass Nicole LePera eher ein autobiografisches Buch verfasste und ihren Weg der Selbstgfindung beschrieb. Das ist an sich nichts Schlechtes, aber Untertitel wie „Warum auch kleinste seelische Verletzungen große Folgen haben – und wie du dich davon befreien kannst“ oder „Traumaheilung mit The Holistic Psychologist“ erweckten bei mir den Eindruck ein fundiertes Fachbuch vor mir zu haben. Was hier leider einfach nicht der Fall ist.
Einzelne Methoden, wie beispielsweise das Intervall-Fasten, werden nur kurz angerissen, aber nicht weiter ausgeführt. Warnungen in Bezug auf Essstörungen werden zwar gegeben (was durchaus positiv ist) aber die vorherige knappe Abhandlung dazu stehen in keinem Vergleich.
Heile. Dich. Selbst. bietet wenige kleine Tipps für den Alltag, aber nichts Großes oder Neues. Auf unheimlich vielen Seiten sucht man nach den wenigen Fakten, die einen vielleicht bei der Selbstheilung hilfreich sein könnten. Das Buch ist leider mit Erfahrungsberichten überladen, sodass die Aufmerksamkeit beim Leser schnell sinkt. Motivation ist hier leider Fehlanzeige.
Nicole LePera
Heile. Dich. Selbst.
432 Seiten
ISBN 978-3-442-34276-1