Anneke Mohn: Unter einem Dach. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbeck 2016
Das turbulente Leben einer Patchworkfamilie
Ein Mann, drei Frauen, drei Kinder. Sie alle befinden sich in einer neuen Situation, der Patchworkfamilie. Anneke Mohn schildert einfühlsam aber auch humorvoll, wie das Leben aller beteiligten aus den Fugen gerät.
Drei Frauen stehen im Mittelpunkt dieser Geschichte. Da ist zunächst einmal Dana, eine erfolgreiche Professorin der Soziologie. Als sie Mattis begegnete, merkt sie schnell, dass er der Richtige für sie ist. Doch Mattis ist verheiratet und hat zwei Kinder im Schulkindalter und ein weiteres aus einer früheren Beziehung. Er verlässt seine Frau Maren und möchte mit Dana zusammen sein, ohne auf seine Kinder zu verzichten. Doch Maren ist nicht bereit, ihren Mann kampflos aufzugeben, schließlich ist ihre Familie ihr Leben. Als sie einen schweren Autounfall hat und auf Hilfe angewiesen ist, nimmt Mattis sie und die Kinder in seinem neu erworbenen Haus auf. Das Chaos ist vorprogrammiert. Die dritte Protagonistin ist Jil. Mattis erste Frau aus Jugendjahren, bietet einen Gegenpol zu Maren. Sie ist eine rastlose Weltenbummlerin. Jil und Mattis haben gemeinsam einen Sohn, der bereits erwachsen ist und eine eigene Familie gründet. Über Umwege verschlägt es auch sie in das Haus ihres Ex-Mannes. „Es würde wunderbar werden. Wenn alle mitmachten.“ (Seite 8) Mattis großer Traum einer harmonierenden Patchworkfamlie geht allerdings nicht in Erfüllung.
Anneke Mohn lebt und arbeitet in Hamburg. Sie war als Lektorin in verschiedenen Verlagen tätig, inzwischen arbeitet sie als Übersetzerin und Autorin. Unter einem Dach ist der neuste Roman der Autorin. Zwei weitere Romane sind im Rowohlt Verlag erschienen: Kirschsommer (2013) und Apfelrosenzeit (2014).
Anneke Mohn gelingt es, glaubhaft die Situation einer Patchworkfamilie zu schildern. Es handelt sich um einen unterhaltsamen Roman, der eine nette Lektüre für Zwischendurch darstellt. Die Geschichte ist nicht sonderlich tiefgängig, aber das ist auch gar nicht nötig. Alle wichtigen Aspekte werden berücksichtigt und so kommt eine runde Geschichte am Ende heraus. Allerdings muss man auch sagen, dass das Zusammentreffen mancher Protagonisten à la „die Welt ist klein“ etwas zu konstruiert ist und eigentlich auch nicht nötig gewesen wäre. Anneke Mohn setzt alle beteiligten Familienmitglieder, die neuen sowie die alten, in ein Haus und bringt die Situation somit auf den extremen Höhepunkt. Denn Mattis Vision von einer großen heilen Patchworkfamilie kann einfach nicht funktionieren.
„Denn wir alle haben ein Problem.“ (Seite 235)
Die Autorin schlägt einen flüssigen und leicht verständlichen Ton an. Mit Humor, aber auch dem nötigen Ernst wird die Situation dieser außergewöhnlichen Patchworkfamilie einfühlsam beschrieben. Witzige Gedanken wie „Dana, die Frau mit den Apfelbrüsten“ (Seite 240), aber auch die eigenen Zweifel der Protagonisten an der aktuellen Situation finden Platz in der Geschichte.
Der Roman ließ sich zügig und mit anhaltendem Interesse lesen. Der Leser wird absolut abgeholt und kann der Erzählung folgen und mit den Protagonisten mitfühlen. Allerdings hat mich der Roman nicht wirklich komplett abgeholt. So kann ich das Buch als schnelle Lektüre zur Unterhaltung durchaus empfehlen, es wird aber vermutlich nicht lange in meinen Gedanken weiter spuken, da das ganz besondere Etwas irgendwie gefehlt hat.
Anneke Mohn: Unter einem Dach. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbeck 2016