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C.G. Drews: The Boy Who Steals Houses – The Girl Who Steals His Heart. Fischer/Sauerländer, Frankfurt am Main 2022

Eine sehr bewegende Geschichte mit viel Herz und Humor!

The Boy Who Steals Houses – The Girl Who Steals His Heart von C.G. Drews hat mich nicht nur mit seinem Cover und dem Titel sofort angesprochen. Das Zitat in der unteren Ecke „Ich bin der Junge, der nirgendwo hingehört.“ machte mich traurig und neugierig zugleich. Man mag vielleicht denken, dass es sich hierbei um ein sehr schwermütiges Buch handelt, dem ist aber nicht so. Es strotzt nur so vor Positivität, Lebenswillen und dem Wunsch seinen Platz im Leben zu finden. Eine Familie, ein Heim, Freunde und vor allem Sicherheit. Mich hat die Geschichte eingefangen und nicht mehr losgelassen.

Die Traumbilder verpuffen zu einer Staubwolke, entfleuchen wie Geister […]

C.G. Drews: The Boy Who Steals Houses – The Girl Who Steals His Heart (Seite 168)

Die Autorin

C.G. Drews (27 Jahre alt) ist eine australische Schriftstellerin. Außerdem ist sie Bloggerin und schreibt auf paperfury.com. Vor The Boy Who Steals Houses erschien ihr erster Young Adult Roman A Thousand Perfect Notes in englischer Sprache, welcher auch Themen wie Missbrauch und psychische Erkrankungen behandelt.

@ FISCHER / SAUERLÄNDER

Inhalt

„Jungs wie er kriegen kein Mädchen, sondern landen im Knast…
Sam ist erst fünfzehn, aber er muss selbst sehen, woher er etwas zu essen bekommt, wo er die Nacht verbringt und wie er seinen älteren autistischen Bruder beschützen kann. Sam steigt in verwaiste Häuser ein.  Eines Tages kommen Besitzer, eine Familie mit sieben Kindern, unerwartet zurück.  Zu Sams Überraschung wird aber nicht die Polizei gerufen, sondern er zum Essen eingeladen. Jeder hält ihn für einen neuen Kumpel der Brüder. Und er verliebt sich in die gleichaltrige Moxie. Aber Sam hat ein dunkles Geheimnis. Und seine Vergangenheit lauert schon darauf, ihn einzuholen …“ (Klappentext)

Kritik und Fazit

Das Cover zeigt einen Jungen von der Seite, wie er etwas zusammengekauert dasitzt, und einen Schlüsselbund an seiner Hand baumeln hat. Der Titel ist geschickt in diese Silhouette eingefügt worden. Im Hintergrund leuchten Sterne, außerdem sind vor blauem Hintergrund diverse blaue Schlüssel abgebildet. Und eben jene Schlüssel haben im Buch eine ganz besondere Bedeutung. Während das Buch von vorne eher düster erscheint, da es in dunklen Blautönen gehalten ist, so ändert sich das beim Buchrücken und des Rückendeckels. Hier kommt ein strahlendes Gelb zum Vorschein, welches den Lichtblick und das Positive der Geschichte widerspiegeln mag, die eben nicht nur bei Nacht und in Dunkelheit spielt.

Auch das Schriftbild im Innern des Buches ist immer wieder ganz besonders. Während die Autorin sowieso schon sehr sensibel und bedacht die Geschichte um Sam und seinen Bruder erzählt, so werden Sams Erlebnisse und seine Gefühle auch gerne im Schriftbild immer wieder deutlich hervorgehoben. So werden Sätze in Bruchstücken untereinander abgedruckt und dienen der Betonung der gerade geschilderten Situation. Sams Sicht wird dabei immer in der dritten Person dargestellt, ohne dabei an Emo­ti­o­na­li­tät einzubüßen. Der Sprachstil ist immer wieder ganz besonders bildreich und so fliegt man nur so durch die Seiten.

Dann geht er, und alle Funken Hoffnung rieseln aus seinen Taschen und verglühen zu Asche.

C.G. Drews: The Boy Who Steals Houses – The Girl Who Steals His Heart (Seite 166)

Sam selbst ist ein recht tragischer Charakter. Seine gewalttätige Vergangenheit hat ihm keinen guten Start ins Leben geboten und so musste er sich immer wieder alleine durchschlagen. Gleichzeitig hat er immer ein Auge auf seinen autistischen, älteren Bruder. Sam ist einsam, körperlich am Ende und wünscht sich nur ein bisschen Frieden und Geborgenheit. Eine Haus ist sein großes Ziel. Als er dann aber Moxies Familie kennenlernt wandelt sich etwas, er sieht, wie ein Familienbund aussehen kann und wünscht sich so sehr, jener Familie angehören zu können.

Immer wieder verdeutlichen kurze Rückblicke aus Sams Vergangenheit voller Gewalt durch seinen Vater, was Sam alles erlebt hat und ertragen musste. Dabei wird allerdings immer eine gewisse Distanz gewahrt, sodass sich diese Kapitel recht gut aushalten lassen. Auch Sam nutzt inzwischen Gewalt, allerdings nicht aus Boshaftigkeit, sondern vor allem zur Vergeltung und um seinen Bruder Avery zu schützen. Doch das bringt natürlich Probleme mit sich. Probleme, vor denen Sam flüchten muss, sodass er sich niemanden anvertrauen kann.

[…] doch alle Worte, die er sich zurechtgelegt hatte, haben die Koffer gepackt und sind auf und davon.

C.G. Drews: The Boy Who Steals Houses – The Girl Who Steals His Heart (Seite 188)

Sam geht in Gedanken immer sehr hart mit sich selbst ins Gericht. Er beschimpft sich, wertet sich immer wieder ab. Er hat im Leben nie Anerkennung erlebt. Es ging immer ums Überleben. Immer darum, Avery zu beschützen. So verlor er irgendwann sein eigenes Wohl aus den Augen. Als dann Moxie in sein Leben tritt, ändert sich das. Sie ist eine Naturgewalt, die kein Blatt vor den Mund nimmt, frech und selbstbewusst ist aber gleichzeitig ihre verstorbene Mutter so sehr vermisst.

The Boy Who Steals Houses – The Girl Who Steals His Heart ist ein hoch emotionales Jugendbuch. Sam ist ein äußerst tragischer und sympathischer Charakter, der einfach nur Frieden will. Er gibt so viel von sich auf, bis seine sowieso schon zerstörte Welt komplett zusammenbricht. Doch das Buch strotzt nur so vor Positivität. Moxies Familie ist wie ein Wirbelsturm, der über Sam kommt, ihn mit sich reißt und Perspektiven eröffnet, von denen er zuvor nicht zu träumen gewagt hätte. Mich berührte seine Geschichte unglaublich und ich kann sie nur jedem ans Herz legen, der tiefgründige Bücher mit tollen Charakteren mag.

C.G. Drews
The Boy Who Steals Houses – The Girl Who Steals His Heart
368 Seiten
ab 13 Jahren
ISBN 978-3-7373-5943-6

*Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.*

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